Deutsch-Amerikanischer Zusammenhalt in turbulenten Zeiten

von John Constance, M.A.

Ob Corona-Pandemie oder die jüngste Ankündigung zur Reduzierung der US-Truppen in Deutschland,  das deutsch-amerikanische Zusammenleben in den Standortregionen sieht sich großen Herausforderungen gegenüber und steht womöglich vor einer ungewissen Zukunft. Darüber hinaus setzten die landesweiten Massendemonstrationen gegen strukturellen Rassismus und Polizeigewalt in den USA eine gesellschaftliche Grundsatzdebatte in Gang, die über den Atlantik hinweg auch in der US-Militärgemeinde kontrovers geführt wird. Viele Militärangehörige sowie die Militärführung in Rheinland-Pfalz setzen sich intensiv mit der Thematik auseinander. Auf die zwischenmenschliche Ebene in Rheinland-Pfalz gemünzt, bedeutet das: Für Deutsche und Amerikaner*innen war es schon mal einfacher sich zu begegnen und in einen Austausch zu kommen. Bedeutet dies nun „aus dem Auge, aus dem Sinn“? Das Miteinander kommt zum Erliegen? Ganz im Gegenteil. Nicht jedem dürfte das Ausmaß der Unterstützung zwischen Einheimischen und US-Familien in den vergangenen Wochen bewusst sein. Daher möchten wir uns in diesem Blogpost dem Thema der deutsch-amerikanischen Solidarität in diesen Krisenzeiten widmen.

Corona-Maßnahmen als Hemmnis

Die Mitte März eingeführten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus trugen zweifelsfrei Früchte, jedoch nicht ohne eine Wirkung auf das Sozialleben der Menschen zu entfalten. Sämtliche Veranstaltungen wurden untersagt, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln eingeführt. Die regelmäßigen Deutsch-Amerikanischen Stammtische in Ramstein, Mehlingen, Baumholder und Spangdahlem wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Quasi über Nacht brachen die klassischen Begegnungsmöglichkeiten vor Ort weg. Allerdings wurde schnell klar, dass sich die enge deutsch-amerikanische Bindung nicht auf die bloße physische Zusammenkunft bei Festen, Kerwen oder Wanderungen reduzieren lässt. Vielmehr offenbarte sich gerade unter diesen schwierigen Umständen die tiefe Verbundenheit. Beide Seiten sind zusammengerückt, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Hilfsbereitschaft allenthalben

Besonders zu Beginn des Lockdowns erkannten viele Einheimische und Amerikaner*innen den gesellschaftlichen Hilfebedarf und riefen unterschiedliche Hilfsaktionen ins Leben. Frühzeitig wurde das Nähen von Alltagsmasken als sinnvolles Tätigkeitsfeld erkannt. Anlass hierfür waren epidemiologische Erkenntnisgewinne, dass die Virusverbreitung durch das Tragen von Mund-Nasen-Masken wirkungsvoll eingedämmt werden kann, viele Einrichtungen wie Seniorenheime jedoch einen erheblichen Mangel an Masken verzeichneten. Um die breite US-Bevölkerung hierüber zu informieren und ihnen in diesem Zuge eine Möglichkeit zur Beteiligung aufzuzeigen, startete unser WiR!-Programm in den sozialen Medien einen Aufruf für selbstgenähte Masken. US-Mitbürger*innen sendeten daraufhin dutzende Masken an uns, die wir wiederum an Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes in Rheinland-Pfalz spendeten. Ähnliche Aktionen fanden auch am Stützpunkt Spangdahlem statt. Des Weiteren gab es viele Eigeninitiativen von amerikanischen Familien, die bspw. Verpflegung für lokale Ehrenamtliche zur Verfügung stellten oder Sachspenden an die eigene Gemeinde überreichten.

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Ideen

Da eine Zusammenführung von Deutschen und Amerikaner*innen für längere Zeit nicht möglich sein wird, initiierte unser WiR!-Programm eine kontaktlose Mitmach-Aktion in Kooperation mit einigen Programmgemeinden: Die Deutsch-Amerikanische Hoffnungsschlange! Solch eine Schlange besteht aus einzelnen selbstbemalten Steinen und die eine oder andere kennt sie bereits aus anderem Kontext mit Kindern. Sie ließ sich aber hervorragend zur Abbildung des nachbarschaftlichen Zusammenhalts zwischen Ortsansässigen und amerikanischen Familien vor Ort anwenden. Im Mai war es dann so weit. In Ramstein-Miesenbach, Neunkirchen am Potzberg und Baumholder wurden die Schlangen ins Leben gerufen. Rund einen Monat ist es her und man kann mittlerweile attestieren: Die Resonanz ist sehr groß! Die hunderten hinzugefügten Steine führen uns symbolisch vor Augen, dass die Verbundenheit auch in Krisenzeiten Bestand hat. In diesem Fall heißt es offenkundig nicht zwangsläufig: „Aus dem Auge, aus dem Sinn.“

Man sieht, es gibt viele Geschichten des Helfens und der Fürsorge, etliche mehr im privaten Rahmen unter befreundeten deutschen und amerikanischen Familien, die gar nicht erst publik werden und hier unerwähnt blieben. In ihrer Summe sind sie Ausdruck dessen, was unser deutsch-amerikanisches Miteinander an den US-Militärstandorten in Rheinland-Pfalz prägt und einzigartig macht: Solidarität, Unterstützung, Beistand. Eine tiefe Freundschaft eben.