Studieren in den USA in Zeiten der Pandemie

von Alexander Beard

Ein Studienaufenthalt in den USA ist immer etwas Besonderes. Man hat die einzigartige Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln und die transatlantische Freundschaft zukunftsfest zu machen. Die vergangenen Jahre haben eindrücklich gezeigt, wie fragil diese Freundschaft sein kann. Im Rahmen meines Anglistikstudiums wollte ich deswegen einen Beitrag zum Erhalt der transatlantischen Freundschaft leisten. Darum bewarb ich mich für das Austauschprogramm des Vereins Deutsch-Amerikanischer Clubs (VDAC). Als Mitglied des Deutsch-Amerikanischen Clubs Stuttgart war ich schon von Kindheit an immer ein Teil der transatlantischen Gemeinschaft gewesen. Nun bot sich die Chance, diese Gemeinschaft auch aktiv mitzugestalten. Somit studierte ich ab August 2020 am Concordia College in Moorhead, Minnesota. Da ich zuvor noch nie in Minnesota gewesen war, war der Auslandsaufenthalt für mich außerdem eine Möglichkeit, einen noch unbekannten Teil der USA kennenzulernen. Durch die Corona-Pandemie sollte sich mein Studium in den USA aber wesentlich anders gestalten als ich es anfänglich erwartet hatte.

Corona und das Studium

Mein erstes Semester fand ausschließlich online statt. Zudem wurden strenge Kontaktbeschränkungen erlassen und Veranstaltungen entweder abgesagt oder nur online angeboten. Die Studierenden waren auch dazu verpflichtet, täglich ihren Gesundheitszustand zu protokollieren. Meine Mitbewohner und ich fanden dennoch Möglichkeiten, trotz dieser Einschränkungen unsere Freizeit zu genießen. Einzelne Aktivitäten wurden einfach in die Natur verlegt oder im Rahmen der geltenden Beschränkungen durchgeführt. Auch wenn unser Studium anders als gewöhnlich ablief, konnten wir durch unseren Stundenplan und die gemeinsame Freizeitgestaltung langsam eine Routine entwickeln.

Diese Routine war auch abgestimmt auf den wöchentlichen Arbeitsaufwand für das Studium. Im Gegensatz zu deutschen Universitäten ist das amerikanische Collegesystem stärker verschult. Nebst Hausaufgaben und Reflektionen beinhaltet das Curriculum auch regelmäßige Quizformate, kleinere Hausarbeiten, Essays und Klausuren. Fällt man einmal zurück, ist es schwer, das Verpasste wieder aufzuholen. Sofern man aber immer einen Schritt voraus ist, kann man sich schnell mit dem Arbeitsaufwand arrangieren. Jedoch muss ich gestehen, dass ich anfangs etwas überwältigt war. Umso wichtiger ist es daher, mit den Professor*innen zu kommunizieren. Meine Professor*innen waren während des gesamten Aufenthalts immer für die Studierenden verfügbar und hilfsbereit. Die Distanz zwischen Studierenden und Professor*innen in den USA ist wesentlich geringer im Vergleich zu Deutschland.  

Die transatlantischen Beziehungen vor Ort 

Neben meinen akademischen Leistungen standen auch die transatlantischen Beziehungen im Mittelpunkt meines USA-Aufenthalts. Mein Engagement im German Club sowie der Kontakt zu anderen Studierenden trugen zu einem lebhaften Kulturaustausch bei. Dies beinhaltete zum Beispiel Diskussionen und Gespräche in Bezug auf die Zukunft der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Die Präsidentschaftswahl 2020 stand hierbei besonders im Vordergrund. Das College war diesbezüglich sehr engagiert: die Studierenden wurden laufend mit aktuellen Informationen zur Wahl versorgt. Am Wahltag hatte das College sogar ein eigenes Wahllokal eingerichtet, das viele amerikanische Studierende zum Wählen animierte. Das gesamte College war sich bewusst, dass diese Wahl die Zukunft der USA und der transatlantischen Beziehungen bestimmen würde. Würden sich die USA und Europa weiter voneinander entfernen oder stärker kooperieren? Durch die Diskussionen und Gespräche kristallisierte sich heraus, dass eine Mehrheit der Studierenden eine engere Kooperation begrüßen würde. Während sich die Studierenden in ihren Ansichten mehrheitlich einig waren, existierten in Moorhead und der angrenzenden Stadt Fargo sehr verschiedene politische Ansichten. Fargo und Moorhead gehen nahtlos ineinander über, liegen aber in verschiedenen Bundesstaaten. Fargo liegt in North Dakota, Moorhead in Minnesota. Die politische Differenz beider Städte wurde zum einen durch die Reaktion auf die Pandemie und zum anderen durch den Wahlkampf verstärkt. Das Resultat war ein durchmischtes politisches Meinungsklima, das aber auch Raum für Diskussionen bot und sich für mich als wertvolle Möglichkeit erwies, die politische Landschaft in den USA besser zu verstehen. 

Ein Fazit

Nun ist mein Aufenthalt fast zu Ende und ich kann sagen, dass er nicht nur in Bezug auf mein Studium ein voller Erfolg war, sondern auch im Hinblick auf die deutsch-amerikanische Freundschaft. Der kulturelle und intellektuelle Austausch ermöglichte es uns Studierenden, transatlantische Verbindungen zu stärken und bestehende Differenzen zu überwinden. Dies wäre ohne die laufende Unterstützung und Betreuung des VDACs kaum möglich gewesen. Deswegen möchte ich hier nochmals dem VDAC danken und allen zukünftigen Studierenden dieses Programm ans Herz legen. Man hat die einzigartige Chance, die transatlantische Freundschaft zu leben, zu pflegen und zu erhalten. Währenddessen lernt man zugleich das College-Leben kennen und entwickelt sich akademisch und persönlich weiter. Die weiterführenden Angebote des VDACs und der Atlantischen Akademie dienen außerdem auch als ideales Sprungbrett, um sich nach dem Auslandsaufenthalt weiterhin für die transatlantische Freundschaft einzusetzen, indem man beispielsweise seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit anderen Studierenden teilt.