Gelebte Freundschaft - Deutsch-Amerikanische Stammtische in RLP

von John Constance

In Rheinland-Pfalz (RLP) sind Kontakte zwischen Ortsansässigen und amerikanischen Militärangehörigen so alt wie die US-Militärpräsenz selbst und nicht mehr wegzudenken. Im Grunde kann jede Rheinland-Pfälzerin und jeder Rheinland-Pfälzer eine Anekdote zu einer befreundeten amerikanischen Familie erzählen und wie sie sich kennenlernten. Eine Maßnahme um den Kontakt zwischen Ortsansässigen und Amerikaner*innen zu erleichtern und die Entstehung dieser Kennenlerngeschichten zu fördern, stellen wiederkehrende Zusammenkünfte in der Nähe der großen US-Standorte Ramstein Air Base/Kaiserslautern, Baumholder und Spangdahlem Air Base dar. In diesem Zusammenhang riefen wir am 27. Oktober gemeinsam mit dem Host Nation Council Spangdahlem e.V. den nächsten Deutsch-Amerikanischen Stammtisch in Spangdahlem ins Leben. Die Spangdahlemer Zusammenkunft gesellt sich zum Deutsch-Amerikanischen Stammtisch Ramstein, Mehlingen und Baumholder und führt die erfolgreiche Serie der regelmäßigen Treffen fort.

Die Anfänge – Aus vereinzelten Treffen wird ein landesweites Angebot

Der Deutsch-Amerikanischen Stammtisch Baumholder ist der alte Hase der Reihe. Engagierte Menschen mit US-Bezug initiierten eine wöchentliche Begegnung, die den Austausch fördern sollte und auf Anhieb sehr gut angenommen wurde. Dieses Treffen besteht nun bereits seit vielen Jahren und hat sich mittlerweile zu einem etablierten Verein weiterentwickelt. Das Deutsch-Amerikanische Freundschaftskomittee widmet sich den unterschiedlichen transatlantischen Aufgaben der Region, wie dem deutsch-amerikanischen Zusammenleben vor Ort, aber auch der Pflege der Städtepartnerschaft zwischen Baumholder und Delaware, Ohio.

Durch die Beteiligung Baumholders an WiR! erhielt diese Idee Einzug in den Maßnahmenkatalog des Programms und wurde als Best-Practice-Beispiel für künftige Vorhaben in den anderen Standortregionen übernommen. Im September 2017 startete dann auch der Stammtisch in Ramstein, im März 2019 in Mehlingen und im Oktober 2019 schließlich in Spangdahlem. Damit gibt es an allen großen US-Stützpunkten in RLP einen Anlaufpunkt für alle an der deutsch-amerikanischen Freundschaft interessierten Menschen zum interkulturellen Austausch. Jeder Stammtisch hat dabei seine ganz eigene Identität und reflektiert durch seine Zusammensetzung die örtlichen Gegebenheiten und Netzwerke. Von amerikanischer Seite sind die Treffen in Baumholder und Mehlingen aufgrund der Nähe zu U.S. Army-Einrichtungen von Armeeangehörigen geprägt, während in Ramstein pensionierte US-Militärangehörige und -Zivilangestellte überwiegen. Von deutscher Seite nehmen am Austausch interessierte Personen teil, einige mit persönlichem Bezug zu den US-Streitkräften.

Was erwartet mich beim Stammtisch?

Das Wichtigste vorab: Beim Stammtisch sind alle herzlich willkommen und es warten nette und offene Menschen, mit denen man sich in lockerer Atmosphäre über alle möglichen Themen unterhalten kann. Manches wird bisweilen aus unterschiedlicher Perspektive diskutiert, was jedoch das gegenseitige Verständnis für die Ansichten des Anderen nur noch mehr fördert. Kommunikation ist nämlich das Stichwort! Als informativer Programmpunkt hat sich der Gastvortrag etabliert, bei dem sich Vereine oder Institutionen vorstellen und auf ihr Engagement für das deutsch-amerikanische Miteinander eingehen. Dabei gibt es Gastvorträge von deutscher und amerikanischer Seite. Z.B. referierten bereits das Deutsch-Amerikanische Bürgerbüro Kaiserslautern, die Verbindungsbüros der Ramstein Air Base und die U.S. Army Garrison RLP, die Kaiserslautern High School, Verantwortliche für den Bau des neuen US-Militärkrankenhauses in Weilerbach, die United Service Organizations oder das Docu Center Ramstein. Darüber hinaus sind selbstverständlich saisonale deutsche und amerikanische Festivitäten Gegenstand der Unterhaltungen. Hier tauscht man sich gerne über die jeweiligen Traditionen aus, z. B. die Fastnachtszeit (was sind Straußbuben?), Ostern (wer hat den Osterhasen erfunden?), Thanksgiving (welche Gerichte werden gekocht?) oder Weihnachtstraditionen (Schokonikolaus vs. Zuckerstange).

Die Teilnehmerzahl von 25 – 40 Personen in Ramstein und in Mehlingen ist ein erfreuliches Zeichen, dass die Einführung der regionalen Stammtische bislang sehr erfolgreich verlaufen ist. Dass die Stammtische diese positive Resonanz verzeichnen, war und ist jedoch kein Automatismus. Daher gehört den ehrenamtlichen Helfer*innen an dieser Stelle ein gebührendes Lob, die durch ihren Einsatz und ihr persönliches Netzwerk entscheidend zum Erfolg dieser Treffen beitragen! (Bianka & Will in Ramstein, Michael in Mehlingen und Karin in Spangdahlem)

Effekt des verstärkten Austauschs

Dank der regelmäßigen Begegnungen haben sich mittlerweile deutsch-amerikanische Freundschaften gebildet, die auch zwischen den Stammtischterminen gepflegt werden. Aus diesen Verbindungen haben sich Interessengruppen zusammengefunden, die Gruppenausflüge planen, um interessierten US-Familien die Teilhabe am örtlichen und regionalen Geschehen zu erleichtern. Als gemeinsame Aktivitäten fanden bereits Exkursionen zum Docu Center Ramstein, Besuche von lokalen Festen, Ausflüge zum Weihnachtsmarkt oder Brauereitouren statt. Auf der Gegenseite geben Amerikaner aufschlussreiche Einblicke in den „American way of life“ sowie das Leben als Militärangehörige in RLP. Zusammengefasst kann man sagen: Die Stammtische bringen den amerikanischen Teilnehmer*innen ihre Region und die deutsche Kultur näher, ermöglichen aber auch den Ortsansässigen ein besseres Verständnis für die US-Stützpunkte und deren Angehörige. Der informelle Austausch leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Verständigung und fördert das aktive deutsch-amerikanische Miteinander.

Ihr seht also: Es steht immer eine interessante deutsch-amerikanische Zusammenkunft in Eurer Nähe an, zu der Ihr herzlich eingeladen seid. Auf der WiR!-Website halten wir Euch auf dem Laufenden, wo und wann genau diese stattfindet.