Werner Kremp (Hg.): Katholizismus im atlantischen Raum
159 Seiten
€ 10,00 Softcover
Trier: WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2004
ISBN 3-88476-661-9, Softcover
Atlantische Texte, hrsg. von der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz e.V., Band 22
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Wer sich mit der Rolle der Religion in den USA befasst, kann insbesondere an der größten geschlossenen Religionsgemeinschaft dieses Landes, der katholischen Kirche, nicht vorbeigehen.
Leider ist diese in letzter Zeit in Europa vorwiegend aus einem unrühmlichen Anlass heraus Gegenstand erhöhter öffentlicher Aufmerksamkeit geworden, nämlich wegen der sexuellen Verfehlungen vieler - all zu vieler - ihrer Priester und der, milde gesprochen, höchst unbefriedigenden Reaktion der Kirchenoberen.
So wichtig und notwendig die Diskussion über diese unrühmliche Affäre war und ist, muss man doch bedauern, dass darüber viel wichtigere Gründe, sich mit dem amerikanischen Katholizismus zu beschäftigen, übersehen werden:
Um die Jahrtausendwende gab es in den USA rund 62 Millionen Katholiken bei einer Gesamtbevölkerung von rund 272 Millionen, und diese Zahl ist immer noch am Steigen, insbesondere aufgrund der Einwanderung aus Lateinamerika. Die Kirche zählte 36 Erzbistümer, 164 Bistümer und drei Seelsorgebezirke für ethnische Gruppen. Ohne die in Rom tätigen Bischöfe gab es neun Kardinäle, 48 Erzbischöfe und 360 Bischöfe (einige davon im Ruhestand). Neben den 238 Colleges und Universitäten existierten 1358 High Schools mit rund 650 000 Schülern und 7586 Grundschulen mit über 2 Millionen Schülern.
In der amerikanischen Hemisphäre insgesamt, in den beiden Amerikas also, lebt inzwischen die Mehrheit der Katholiken; und zählt man die Katholiken der beiden Amerikas und Europas zusammen, kann man sagen, dass ca. 75 % aller Katholiken im Atlantischen Raum leben.
Die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz hatte für den 5.-7. Dezember 2003 Theologen, Historiker und Politikwissenschaftler eingeladen, einige der mit diesen Entwicklungen verbundenen Fragen zu erörtern: historische Aspekte, aktuelle Entwicklungen und Perspektiven. In seinem call for papers, der auf einem schon vorher veröffentlichten Beitrag beruhte, hatte der Herausgeber u.a. die Idee entwickelt, dass die Zivilreligion des „Amerikanismus" in vieler Hinsicht den Grundideen des Katholizismus und der Katholizität ähnele und gerade deshalb der US-Katholizismus für die Entwicklung des Weltkatholizismus bedeutsam sei.