Begegnung - Bildung - Beratung
Die Atlantische Akademie ist eine 1996 von der rheinland-pfälzischen Landesregierung gegründete, von einem überparteilichen Verein getragene und mit Landesmitteln geförderte, gemeinnützige Institution. Ihr Ziel ist es, Demokratie zu stärken, die transatlantischen Beziehungen zu pflegen und umfassend über Politik, Gesellschaft, Kultur und aktuelle Entwicklungen in den USA zu informieren.
Nach dem Ende des Kalten Krieges haben sich die transatlantischen Beziehungen gleich mehrfach grundlegend verändert. Der einst prägende Ost-West-Konflikt als gemeinsamer Referenzpunkt verlor an Bedeutung, während Fragen internationaler Sicherheit, die Klimakrise, digitale Transformation sowie globale Handels- und Verteilungsfragen in den Vordergrund traten. Zugleich geraten die liberalen Demokratien und ihre Werte weltweit unter wachsenden Druck: Populistische Bewegungen und autokratische Regime stellen grundlegende Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, Pressefreiheit, Minderheitenschutz und die internationale Ordnung offen infrage. Diese Entwicklungen bedrohen nicht nur die Stabilität von Politik und Wirtschaft, sondern auch die Tiefe und Qualität des gesellschaftlichen Austausches auch über den Atlantik hinweg. Gerade in Zeiten, in denen gezielt Desinformation eingesetzt wird und populistische Rhetorik spaltet, braucht der transatlantische Austausch eine demokratische Stärkung mehr denn je. Diese Herausforderungen betreffen heute nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern ebenso den gesellschaftlichen Austausch über den Atlantik hinweg.
Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen soziale Medien als selbstverständlichen Kommunikationsraum nutzen und in der künstliche Intelligenz sowie andere digitale Technologien ganze Lebens- und Arbeitswelten neugestalten, entstehen neue Formen der transatlantischen Begegnung. Junge Menschen prägen ihr Verständnis von Demokratie, Vielfalt, Nachhaltigkeit und Innovation nicht mehr durch historische Referenzen wie den Marshall-Plan oder legendäre Reden des 20. Jahrhunderts, sondern zunehmend durch eigene Erfahrungen in global vernetzten Bewegungen und digitalen Diskursen. Sie sind häufig durch eine deutlich kritischere und weniger nostalgische Sichtweise geprägt.
Umso wichtiger ist es, die transatlantischen Beziehungen in neuen Kontexten zu denken, zu diskutieren und zu gestalten. Die Atlantische Akademie wirkt dabei als Ermöglicher: Sie schafft Räume, in denen transatlantische Themen nicht nur vermittelt, sondern in der Sprache und den Medienwelten unterschiedlicher Generationen aufgegriffen werden können. Auf diese Weise trägt sie dazu bei, dass die transatlantischen Beziehungen lebendig bleiben – offen für Innovation, kritisch reflektiert und geprägt von der aktiven Mitgestaltung neuer Generationen.
Diese Überlegungen münden in drei Säulen, auf denen die Arbeit der Atlantischen Akademie ruht: Begegnung – Bildung – Beratung.
Die Atlantische Akademie hat seit ihrer Gründung die Begegnung zwischen Menschen gepflegt – im Zentrum steht dabei bis heute die Verbindung zwischen Deutschen und Amerikanern. Schon ein Blick in die Satzung (§2) verdeutlicht diese Ausrichtung:
„Der Verein hat die Aufgabe, aufbauend auf den traditionell engen Beziehungen zwischen Rheinland-Pfalz und den Vereinigten Staaten von Amerika, den deutsch-amerikanischen und europäisch-amerikanischen Dialog sowie den Dialog zwischen den Mitgliedstaaten des nordatlantischen Bündnisses zu intensivieren und dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung und zur Förderung der freiheitlich-demokratischen politischen Kultur zu leisten.“
Diese Aufgabe erfüllt die Akademie seit nunmehr fast drei Jahrzehnten durch vielfältige Kooperationsprojekte – mit einer Vielzahl an Partnern wie dem Verbund Deutsch-Amerikanischer Zentren (VDAZ), durch die US-Militärpräsenz geprägten rheinland-pfälzischen Gemeinden oder auch lokalen Initiativen wie Sport- und Kulturvereinen. Damit zeigt sich: Begegnung entsteht dort, wo Gesellschaft im Alltag zusammenfindet – in Vereinen, Schulen, auf Festen, in Konferenzen und zunehmend auch im digitalen Raum.
Von Stammtischen über Schulworkshops bis hin zu Diskussionsveranstaltungen und Ausstellungen: Die Akademie macht transatlantische Themen greifbar. Ob es um Wirtschaftsfragen, Sicherheit, Kunst oder den Austausch junger Generationen geht – Begegnung bleibt der rote Faden. Dabei entstehen auch neue Räume zur Diskussion aktueller Themen, etwa zu Digitalisierung, künstlicher Intelligenz oder Start-up-Kultur.
Denn Ängste und Vorurteile entstehen dort, wo Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen dem Hörensagen weichen. Dort, wo der Rückschritt in den Isolationismus den Realitäten einer miteinander verwobenen Welt nicht Rechnung trägt, sondern Lösungen für komplexe Probleme in einem simplen „wir gegen die“ münden.
Ein besonders wichtiger Baustein ist das Programm „Willkommen in Rheinland-Pfalz! Unsere Nachbarn aus Amerika“, das die Atlantische Akademie seit 2016 im Auftrag des Ministeriums des Innern und für Sport durchführt. Es knüpft genau dort an, wo Integration und Austausch im Alltag stattfinden: in den Gemeinden vor Ort. Rheinland-Pfalz ist mit der größten US-amerikanischen Präsenz das transatlantischste aller Bundesländer. Dieses Potenzial nicht nur sichtbar zu machen, sondern aktiv für Begegnung, Dialog und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu nutzen, ist der Kern des Programms. Es vernetzt und fördert Kommunen, Zivilgesellschaft und amerikanische Familien – und trägt dazu bei, dass Rheinland-Pfalz als gelebte Brücke zwischen den USA und Deutschland wahrgenommen wird.
Ergänzt wird dieses Engagement durch das Young Leaders Forum der Atlantischen Akademie, welches gezielt junge Deutsche und Amerikaner zusammenbringt. Hier geht es um nich weniger als aktive Gestaltung der künftigen transatlantischen Beziehungen: Junge Führungspersönlichkeiten entwickeln eigene Sichtweisen auf globale Herausforderungen und Chancen in der Außen- und Sicherheitspolitik. Sie prägen die Zukunft des transatlantischen Dialogs in ihren eigenen Netzwerken – analog wie digital.
Um Begegnung über klassische Formate hinaus zu erweitern, setzt die Akademie verstärkt auf inklusive digitale Angebote. Online-Diskussionen, virtuelle Panels und hybride Formate ermöglichen es, auch jenen eine Stimme zu geben, die nicht vor Ort dabei sein können. Digitale Räume werden so zu echten Begegnungsräumen – zugänglich für junge Generationen, Berufstätige oder internationale Kooperationspartner.
Die Aufgabe ist dabei klar: Begegnung darf sich nicht auf historische Referenzen beschränken, sondern im Hier und Jetzt agieren. Rheinland-Pfalz mit seiner engen Verbindung zu den USA, den zahlreichen Gemeinden mit US-Präsenz und den vielfältigen Partnerschaften – u. a. mit dem US-Bundesstaat South Carolina – ist der ideale Ort, um gemeinsam neue Brücken zu schlagen. Die Atlantische Akademie versteht sich als Impulsgeber, Partner und Plattform, um diese Kontakte lebendig zu halten und Begegnung immer wieder neu zu denken – von lokalen Partnerschaften bis hin zu innovativen digitalen Netzwerken.
In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Atlantische Akademie zu einem Zentrum der Amerika-Expertise entwickelt. Mit einem breiten Spektrum an Projekten prägt sie die Bildungslandschaft in Rheinland-Pfalz maßgeblich und ist dafür überregional bekannt und geschätzt. Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Partnern wie der RPTU Kaiserslautern-Landau, der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien (DGfA), dem Obama Institute for Transnational American Studies an der Universität Mainz oder dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz unterstreichen ihre akademische Verankerung. Weitere Partner, wie das US-Generalkonsulat in Frankfurt, die Fritjof-Nansen-Akademie in Ingelheim oder die Europa-Direkt-Informationszentren in Kaiserslautern und Ingelheim, zeigen die thematische und institutionelle Breite der Bildungsarbeit.
Förderungen durch die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz sowie die Anerkennung als Bildungsträger durch die Bundeszentrale für politische Bildung unterstreicht die ausgesprochen hohe Qualität und Relevanz dieser Arbeit.
Ein besonderes Flaggschiff ist die einwöchige Summer School zu den USA, die gemeinsam mit der RPTU Kaiserslautern-Landau realisiert wird. Sie besitzt in ihrer inhaltlichen Qualität und strukturellen Form ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal: Hier trifft wissenschaftliche Exzellenz auf eine breite gesellschaftliche und politisch-bildnerische Vermittlung. Studierende, Schüler*innen sowie interessierte Bürger*innen erhalten gleichermaßen fundierte Einblicke in die Rolle der USA in der Weltpolitik, in ihre Kultur und Gesellschaft sowie in die Perspektiven der transatlantischen Beziehungen.
Darüber hinaus belegt die thematische Offenheit der Akademie ihre Innovationskraft auch und gerade im kulturellen Bereich: Veranstaltungen zum Einfluss von Popkultur oder Sport auf Gesellschaftsbilder und -entwicklungen oder zur Relevanz amerikanischer Politserien geben Beispiele für die Vielfalt des Zugangs. Mit Blick in die Gegenwart nehmen zunehmend auch Themen wie Künstliche Intelligenz, soziale Medien und digitale Öffentlichkeiten einen festen Platz im Bildungsprogramm ein. Dies trägt insbesondere den Erfahrungswelten der jungen Generation Rechnung, die in global vernetzten Räumen denkt und handelt.
Nicht zuletzt eröffnet die Akademie mit digitalen und hybriden Bildungsformaten neue Wege. Online-Seminare, digitale Diskussionsreihen und hybride Konferenzen erweitern Reichweite und Teilhabe für ein breiteres Publikum – von Schüler*innen bis hin zu internationalen Expert*innen. Angebote wie der Akademie-eigene Podcast „Amerikas Verfassung. Politik und Gesellschaft in den USA“ und die Publikationsreihe „Atlantischer Blog“ bieten aktuelle Einblicke in die transatlantischen Beziehungen. Auf diese Weise verkörpert die Atlantische Akademie moderne politische Bildung: lokal verankert, wissenschaftlich fundiert, global vernetzt und generationenübergreifend zugänglich.
Die dritte Säule der Atlantischen Akademie ergibt sich unmittelbar aus ihrer Bildungs- und Begegnungsarbeit: Aus der in knapp drei Jahrzehnten aufgebauten US-Expertise, dem engen Netzwerk im Bereich der Amerikawissenschaften und der internationalen Politikberatung erwächst eine wichtige Rolle als Beratungsinstitution. Gerade für politische Institutionen in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus ist die Akademie ein zentraler Ansprechpartner zu Fragen der US-amerikanischen Innen-, Außen- und Sicherheitspolitik sowie deren Bedeutung für Rheinland-Pfalz, Deutschland und Europa insgesamt.
Die wachsende Verflechtung globaler Politik und Wirtschaft macht es notwendig, transatlantische Perspektiven systematisch in Entscheidungen auf Landesebene einzubeziehen. Dazu leistet die Atlantische Akademie einen wichtigen Beitrag, indem sie wissenschaftlich fundierte Analysen bereitstellt, politische, ökonomische und sicherheitspolitische Entwicklungen einordnet und Handlungsspielräume aufzeigt. Als unabhängige Institution trägt sie so dazu bei, dass politische Entscheidungen über den Tag hinaus strategisch, faktenbasiert und international eingebettet getroffen werden können.
Darüber hinaus bringen sich die Mitarbeiter*innen der Akademie durch regelmäßige Autorentätigkeit, Publikationen und Interviews in nationalen und internationalen Medien aktiv in die öffentliche Debatte ein. Dabei greifen sie sowohl aktuelle politische Entwicklungen als auch längerfristige Trends der amerikanischen Innen-, Außen- und Sicherheitspolitik sowie der transatlantischen Beziehungen auf. Diese offene Wissenschaftskommunikation ist Teil des Selbstverständnisses der Akademie. Diese Präsenz stärkt die Sichtbarkeit unserer Institution als unabhängige Stimme der Amerikakompetenz in Rheinland-Pfalz und im gesamten Bundesgebiet und trägt dazu bei, ihre Expertise über den unmittelbaren Politikbereich hinaus wirksam einzubringen.
Mit dem Ausbau dieser dritten Säule – der Beratung – schärft die Atlantische Akademie ihr Profil: Sie ist nicht nur Forum für Bildung und Begegnung, sondern auch eine strategische Wissensträgerin, die Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Rheinland-Pfalz bei der Auseinandersetzung mit transatlantischen Themen begleitet.