Demokratie, Demographie und Diplomatie – Der US-amerikanische Wahlkampf 2016 in der Analyse

Bericht von Luisa Ding, Praktikantin

Der Veranstaltungssaal der Atlantischen Akademie war am vergangenen Mittwoch sehr gut gefüllt mit 90 Besuchern, die in der Kooperationsveranstaltung der Atlantischen Akademie, der Friedrich-Naumann-Stiftung und des US-Generalkonsulats gespannt die Analyse des aktuellen amerikanischen Wahlkampfes durch Dr. Christoph von Marschall erwarteten.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. David Sirakov, Direktor der Atlantischen Akademie, sowie Cornelia Holtmann, Leiterin des Regionalbüros der Friedrich-Naumann-Stiftung in Wiesbaden, war es auch schon so weit.

Der preisgekrönte Journalist, US-Auslandskorrespondent und Autor Dr. von Marschall nahm sich der Thematik an, indem er zunächst die Unterschiede zwischen dem Wahljahr 2008, in dem Barack Obama schließlich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, und dem aktuellen Wahljahr deutlich machte. Mit Anekdoten und persönlichen Eindrücken teilte er mit dem Publikum seine Zeit als Auslandskorrespondent für den Tagesspiegel in Washington, DC.

Während das Jahr 2008 aus ökonomischer Sicht für die USA ein sehr schwieriges Jahr gewesen sei, habe sich 2016 die Situation deutlich verbessert. Aus Wahlkampfsicht habe ersteres einen Kandidaten wie Obama bevorteilt, da die Menschen von seinen Versprechen fasziniert gewesen seien und an die Reformfähigkeiten der bestehenden Elite glaubten. Dieses Gefühl habe sich nach acht Jahren geändert, so Dr. von Marschall. Obwohl sich die wirtschaftliche Situation der USA unter der Obama-Administration erholt habe, komme dies beim Großteil der Bevölkerung nicht an, was den Aufstieg von Protestkandidaten auf Seiten der Demokraten wie der Republikaner befördere: Sanders als linker Revolutionär und Trump als Zeichen des aufsteigenden Rechtspopulismus in der westlichen Welt.

Überdies zeigte Dr. von Marschall auch die Unterschiede zwischen deutschem und amerikanischem Wahlkampf auf, vom anderthalb Jahre dauernden amerikanischen Vorwahlkampf, über das politische Engagement der Jugend, bis zum basisdemokratischen Prinzip des Vorwahlkampfs. In diesem Prozess spiele Demographie eine große Rolle, so der Referent, da ein sich stetig veränderndes Land wie die USA sich auch politisch anpassen müsse. Die demographische Tendenz der Wählerschaft der Republikanischen Partei gehe im Kern hin zu älteren, weißen Männern. Bei den Demokraten hingegen zeige sich eine deutlich jüngeren sowie kulturell und ethnisch diversere Wählerschaft. Und auch die Demographie des Landes tendiere mehr und mehr in diese Richtung. Die noch vorhandene Mehrheit der weißen Bevölkerung werde in der Zukunft von den heutigen Minderheiten der Latinos, Afroamerikanern und Asian Americans abgelöst. Eine Entwicklung, die auf absehbare Zeit die Demokraten bei Präsidentschaftswahlen bevorteile.

Im Anschluss an den Vortrag erörterten Dr. Sirakov und Dr. von Marschall in einem Expertengespräch unter anderem die innere politische Struktur der amerikanischen Parteien und dabei insbesondere die demographischen Probleme der Republikanischen Partei. Aus dem Publikum kamen zudem weitere interessante Fragen. So wurden die Zukunft der NATO, der vermeintliche Gegensatz Amerikas transatlantischer und pazifischer Beziehungen sowie mögliche Konsequenzen des Wahlausgangs für die US-Innen- und Außenpolitik thematisiert.