Mein Au Pair Aufenthalt in den USA

Federica Hrdina

Nach meinem Abitur im Jahr 2016 flog ich im August in die USA, um mein Au Pair Jahr zu beginnen. Schon früh hat mich die USA fasziniert, als Reiseziel, aber auch die Geschichte, die Politik und die Popkultur interessierten mich. Deshalb suchte ich schon früh nach Möglichkeiten, Zeit in den USA zu verbringen: da fiel dann die Entscheidung auf ein Au Pair Jahr. Die Planung für meine Au Pair Zeit begann schon lange vor dem Abitur. Schon Ende 2015 hatte ich die ersten Telefonate mit potentiellen Familien aus verschiedenen Orten. Schnell fiel die Entscheidung auf eine Familie aus Bethesda, Maryland, ein Vorort von Washington D.C. Die Familie hatte 2 Kinder, ein Junge, der zu meinem Beginn meiner Zeit in den USA 10 Jahre alt war, und ein Mädchen, das 8 Jahre alt war. Im August 2016 ging es dann für mich nach New York zur Trainingsschule für Au Pairs, dort verbachten wir 5 Tage. Die meisten Au Pairs stammten aus Deutschland und Österreich (es waren ca. 80 Deutsche von 120 Au Pairs, die in der Woche angekommen waren). In der Trainingsschule erlernten wir viel über die Kinderbetreuung, aber auch über die USA und ihre Kultur, u.a. hatten wir auch ein Briefing mit einem Officer. Nach 5 Tagen ging es dann weiter zu den Familien. Meine Gastfamilie hatte mich sehr gut aufgenommen und meine Gastmutter hatte sich freigenommen, um mich einzuarbeiten. Sehr früh fühlte ich mich als Teil der Familie. Nach 3 Wochen fuhren wir auch zusammen in den Urlaub, wo ich die Chance hatte, die Familie noch besser kennenzulernen, da sie alle frei von Schule und Arbeit waren. Dies war eine schöne Möglichkeit, da sie sonst einen sehr vollen Stundenplan hatten. Meine Gasteltern arbeiteten sehr viel und sind für die Arbeit auch viel gereist. Auch die Kinder waren immer viel beschäftigt. An den meisten Tagen hatten sie noch Sport wie Baseball, Softball, Fußball, Basketball und vieles mehr, aber auch, typisch amerikanisch, u.a. Girls Scout. Daher bestand meine Arbeit als Au Pair auch sehr viel aus Autofahren, um die Kinder zu ihren unterschiedlichen Aktivitäten zu fahren.

Finding Friends

Als Au Pair möchte man auch Freundschaften schließen und neue Leute außerhalb von der Gastfamilie kennenlernen. Dafür gibt es die LCC’s, dies sind Koordinatoren die regelmäßige Treffen mit anderen Au Pairs organisieren, wo man dann die Möglichkeit hat neue Freunde kennenzulernen. Schnell fand man also auch Freunde. Mir war es aber auch besonders wichtig, Freundschaften mit Amerikaner*innen in meinem Alter zu schließen, da ich die Kultur und die USA dadurch noch besser kennenlernen wollte. Ich fand es persönlich immer schade, dass sich die meisten Au Pairs nur mit Au Pairs anfreundeten, teilweise auch nur aus dem eigenen Land. Das Anfreunden mit den Locals war anfänglich schwieriger als gedacht, aber durch bestimmte Aktivitäten wie ehrenamtliche Arbeit lernte man jedoch schnell neue Menschen kennen. Es dauerte nicht lange bis ich Freundschaften geschlossen habe. Mit den Menschen stehe ich bis heute noch in engem Kontakt  und hoffe, dass ich sie nach der Corona-Pandemie besuchen kann. Durch Freundschaften mit den Locals lernte ich die Sprache sehr gut kennen, die Traditionen und die Eigenschaften der Amerikaner. In meiner Freizeit traf ich mich hauptsächlich mit Freunden, ging auf alle möglichen Veranstaltungen, die es in der Stadt und in der Umgebung gab. Wir erkundeten auch all die beliebten Food-Spots, Restaurants und Ketten, die Amerika zu bieten hatte (Die Extra-Kilos, die dadurch dazugewonnen wurden, werden nun lieber nicht genannt).

Ein weiterer großer Bestandteil meiner Freizeit war das Reisen. Ich liebe es neue Orte zu sehen und wollte in meiner Au Pair Zeit so viele Orte wie möglich sehen. Glücklicherweise ist meine Gastfamilie selbst immer viel in den Urlaub gefahren, wodurch ich auch viel Zeit dafür hatte. Ich nahm auch an sogenannten „Travel Classes“ teil, um meine erforderlichen Credits zu bekommen. Dabei ging es einmal nach Nashville und dann zu den Niagara Falls. Insgesamt schaffte ich es in meinen Zwei Jahren in 25 Bundesstaaten zu reisen. Unter anderem ging ich an die Westküste, nach Hawaii, ich erkundete die Südstaaten, aber auch die Ostküste.

Eine tolle Erfahrung

Von meinen zwei Jahren als Au Pair kann ich wirklich behaupten, dass es die beste Zeit meines Lebens bisher war. Ich hatte auch mit meiner Gastfamilie wirklich Glück, viele andere Au Pairs, wie auch in einem Praktikantenbericht vorher, haben mehr Schwierigkeiten mit ihren Gastfamilien und müssen im schlimmsten Fall auch in ein Rematch und eine neue Gastfamilie finden. Normalerweise bleibt man als Au Pair 1 Jahr in den USA. Ich habe jedoch relativ schnell gemerkt, dass ich nicht nach einem Jahr gehen wollte, da ich noch mehr Zeit in dem Land verbringen wollte und auch noch mehr von den USA bereisen wollte. Anfänglich hatte ich noch Überlegungen, ob ich eventuell eine andere Gastfamilie suchen sollte und an einen neuen Ort, wie zum Beispiel an die Westküste, gehen sollte. Jedoch ging es mir bei meiner Gastfamilie so gut, dass ich zum einen diese nicht verlassen konnte, und auch dachte, dass es mir in einer anderen Familie vielleicht nicht so gut ergehen würde. Daher blieb ich bei meiner Gastfamilie und es war auch die beste Entscheidung.

Politische Entwicklungen

Eine weitere Erfahrung, die ich in den USA gemacht habe, ist, dass ich die Präsidentschaft von Donald Trump und die Wahlen hautnah miterleben konnte. Vor meiner Abreise habe ich nie daran geglaubt, dass dies überhaupt möglich sein würde. Ich wurde von vielen gefragt, in Deutschland aber auch in den USA, ob ich glaube, dass er eine Chance hätte. Ich, aber auch niemand mit dem ich mich unterhalten habe, glaubte, dass er die Wahl gewinnen würde. Da ich in Bethesda gewohnt habe, einem sehr Demokratischen Ort und auch Maryland als Bundesstaat, lernte ich auch hauptsächlich Demokraten kennen. Auch vor den Häusern standen nur „I’m with her“-Schilder, bis auf eine Ausnahme, die ein „Make America Great Again“-Schild im Vorgarten hatte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich immer noch nicht an einen Wahlsieg für Trump. Jedoch, als ich das erste Mal tiefer ins Land gefahren bin, zum Shenandoah National Park, änderte sich dies. Umso mehr man in die ländlichen Regionen fuhr, desto mehr Wahlschilder für Trump standen vor den Häusern. Da wurde mir klar, dass es scheinbar doch mehr Chancen für Trump gab, da vor allem die Menschen in den ländlichen Regionen eher konservativ sind und Republikanisch wählen.

Obwohl mir klar wurde, dass er mehr Chancen als erhofft hatte, glaubte ich immer noch nicht, dass er gewählt werden würde. Dies änderte sich jedoch in der Wahlnacht. Ich war mit Freunden bei einer Wahlfeier in Washington D.C. Anfänglich war die Laune der Gäste sehr gut und vor allem optimistisch, niemand dachte, dass die Wahl anders als erhofft ausgehen würde. Als dann die Staaten ihre Ergebnisse bekannt gaben, und immer mehr Staaten an Donald Trump gingen, wurde einem irgendwann mitten in der Nacht klar, dass er wohl gewinnen würde. Um ca. 2 Uhr nachts haben wir die Wahlfeier verlassen. Die Stimmung bei der Feier war deprimierend, alle Gäste waren betrübt, fassungslos und es flossen viele Tränen. Sie wussten nicht was auf sie zukommen würde, mit Donald Trump als Präsident.

Am Tag danach traf ich auch auf eine deprimierte Gastfamilie. Ich erinnerte mich noch, wie ich mit meinen Gasteltern die Presidential Debates geschaut habe und keiner von ihnen an einen Sieg von Donald Trump glaubte - nun war der Moment da. Ich kam zur Küche und meine Gastmutter musste meine 12-Jähriges Gastkind trösten und ihm erklären, dass alles gut werden würde. Auch hier war die Stimmung betrübt. Bei meinen Freunden war dies nicht anders, alle Gastfamilien, die ich kannte, waren Demokraten, auch meine amerikanischen Freunde. Keiner von ihnen hatte verstanden, wie es zu diesem Wahlsieg kam, und alle hatten Angst vor einer Zukunft mit Trump als Präsidenten der USA. Es gab auch wenige Tage, an denen meine Freunde oder Gastfamilie sich nicht über Aussagen oder Entscheidungen von Trump aufregten.

Fazit

Aber nicht nur im Gemüt der Menschen hat man eine Veränderung gemerkt nach der Amtseinführung von Donald Trump, sondern auch in der Stadt. Nach seinem Einzug in das Weiße Haus war Washington D.C. nicht mehr die gleiche Stadt. Man konnte nicht mehr in die Stadt, ohne das Demonstrationen stattfanden. Egal ob als große Demonstration oder als einzelne Person, irgendwer hat immer demonstriert. Auch das Weiße Haus war mit einem extra Zaun abgeriegelt und in der Stadt war die doppelte Menge an Sicherheitskräften, als zu den Zeiten von Barack Obama.

Auch wenn durch die Präsidentschaft von Trump viel Unruhe ins Land gekommen ist, hat dies meine Au Pair Zeit nicht eingeschränkt. Deswegen bleibt abschließend zu sagen, dass die zwei Jahre als Au Pair die bisher beste Zeit meines Lebens waren. Ich habe enge Freundschaften gefunden, habe die englische Sprache perfektioniert, Selbstbewusstsein dazugewonnen, die USA erkundet, und eine zweite Heimat und Familie gewonnen.