Die Atlantische Akademie in der Gazette

Die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V. und die deutsch-amerikanische Freundschaft

20 Jahre „K-Town“

von Felix Stoßmeister (Praktikant der Atlantischen Akademie)

Gazette im pdf-Format

Jubiläen sind Gelegenheiten zu Rück- und Vorschau, zu Selbstvergewisserung und Neuorientierung. Der 2016 nahende 20. Geburtstag der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz e.V. bildet da keine Ausnahme.

Nachdem er die Idee zu einer solchen Akademie schon länger entwickelte, gelang es Dr. Werner Kremp, den damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck Mitte der 1990er Jahre ebenfalls von der Notwendigkeit einer Institution zu überzeugen, die sich in Rheinland-Pfalz mit den USA und den transatlantischen Beziehungen intensiv auseinandersetzt. So konnte 1996 die Eröffnung der Akademie in Kaiserslautern gefeiert werden. Ministerpräsident Beck definierte das Selbstverständnis der Akademie damals ganz richtig, als er sagte, dass mit ihr „ein geistiges Zentrum entsteht, das die Perspektiven einer neuen, das ganze Europa einschließenden atlantischen Gemeinschaft reflektiert“. Kaiserslautern drängte sich dabei als Standort förmlich auf, denn durch die nahegelegene Ramstein Air Base leben und arbeiten dort bis heute über 50 000 Amerikanerinnen und Amerikaner, die Kaiserslautern nun ihr „home away from home“ nennen. In den zurzeit oft hitzigen und emotional geführten Debatten zum deutsch-amerikanischen Verhältnis (man denke nur an Themen wie NSA oder TTIP) zeichnet sich die Atlantische Akademie als gemeinnützige Institution der politischen Bildung besonders durch Überparteilichkeit und wissenschaftlich fundierte Veranstaltungen aus. Sie sollen Debatten versachlichen und informativ bereichern. Damit schafft die Atlantische Akademie Foren, um Deutsche und Amerikaner zusammenzubringen und über kulturelle, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Themen offen und mitunter kontrovers zu diskutieren.

In den vergangenen 20 Jahren ist es der Atlantischen Akademie gelungen, sich im Zentrum eines amerikawissenschaftlichen Netzwerkes als Pfeiler des transatlantischen Verhältnisses zu etablieren. So veranstaltet sie jedes Jahr eine mehrtägige Summer School in Lambrecht, welche sich durch eine in Deutschland wohl einmalige Lerndichte auszeichnet. Zu dieser Summer School gesellen sich über das Jahr verteilt viele weitere Vorträge, Seminare und kulturelle Veranstaltungen; ebenso mehrere Atlantische Foren, in denen aktuelle Themen der transatlantischen Beziehungen reflektiert werden, von der Polarisierung des politischen Systems der USA über TTIP bis hin zur Ukraine-Krise. Überdies veröffentlicht die Akademie in unregelmäßigen Abständen die wissenschaftliche Publikationsreihe Atlantische Texte, die es auf inzwischen 40 Bände gebracht hat und die sich mit den politischen und kulturellen Eigenschaften, Ereignissen und Herausforderungen der USA beschäftigt. In den letzten Ausgaben waren etwa die Außenpolitik der Obama-Administration, die Rolle der parteinahen Stiftungen für das deutsch-amerikanische Verhältnis und die Beziehungen der Sozialdemokratie zu den USA Thema.

Durch diese inhaltliche Arbeit ist es der Atlantischen Akademie gelungen, einen über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinausgehenden Ruf als erstklassige Institution politischer Bildung aufzubauen. Während seines Besuchs in der Mainzer Staatskanzlei am 12. März 2015 würdigte der amerikanische Botschafter John B. Emerson dieses Engagement der Akademie:

„In its diversity and engagement, the Atlantische Akademie has become a symbol of all that the thriving transatlantic community aspires to be in the complex, multipolar world of the 21st century"

Zudem blüht die Zusammenarbeit mit deutsch-amerikanischen Vereinen und bildet einen starken Pfeiler in der transatlantischen Arbeit der Akademie. Gemeinsam mit dem Deutsch-Amerikanischen Internationalen Frauenclub Kaiserslautern (DAIFC) werden Veranstaltungen wie der Deutsch-Amerikanische Tag im Oktober organisiert, Kontakte zwischen den Amerikanern und Deutschen vor Ort gestärkt und für das transatlantische Verhältnis geworben.

Ein ebenso enges Verhältnis pflegt die Akademie zum VDAC, den sie jedes Jahr bei der Ausrichtung des Seminars „Rheinland-Pfalz, Deutschland und Amerika“ inhaltlich wie organisatorisch tatkräftig unterstützt. Das Seminar ist eine Gelegenheit für deutsche und amerikanische Studierende, sich über nationale Eigenheiten auszutauschen und mittels des Vergleichs beider Staaten die politische Kultur des jeweils anderen Landes besser kennenzulernen.

Mit so gestärktem Rücken nähert sich die Akademie ihrem 20. Geburtstag. Doch schon vor dem großen Jubiläum hat sich dort Einiges getan. Wolfgang Tönnesmann, Direktor der Atlantischen Akademie seit 2010, ist in den wohl verdienten Ruhestand gegangen. Seine Position übernahm Ende des vergangenen Jahres der bisherige Studienleiter, Dr. David Sirakov. Ebenfalls neu im Team ist die Politikwissenschaftlerin Sarah Wagner, die im März 2015 die Stelle als Bildungsreferentin antrat und dafür vom Deutsch-Amerikanischen Institut Saarbrücken nach Kaiserslautern wechselte.

Und die Ideen und Pläne für die Zukunft sind vielfältig. Die Akademie soll in der Öffentlichkeit noch sichtbarer werden. Hierfür werden vermehrt soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter genutzt, um nicht nur auf die vielfältigen Seminare, Vorträge, Ausstellungen und Publikationen aufmerksam zu machen. Sie sollen darüber hinaus einen direkten Einblick in die tägliche Arbeit des Teams der Atlantischen Akademie und die aktuellen Themen in den transatlantischen Beziehungen bieten. Ebenso sollen in Zukunft auch vermehrt Veranstaltungen in englischer Sprache angeboten werden, um somit die Amerikaner und Amerikanerinnen vor Ort effektiver in die Arbeit der Akademie einzubinden und den transatlantischen Austausch zu stärken.

Zuletzt wird auch eine intensivere Zusammenarbeit mit Jugendorganisationen angestrebt, um für die Nachhaltigkeit der transatlantischen Beziehungen zu werben und den Diskurs mit neuen Stimmen zu bereichern – schließlich soll die Akademie ja auch 2036 ihr vierzigjähriges Bestehen feiern können!