US-Botschafter in Mainz: "The transatlantic relationship is central to today's challenges!"

Die gemeinsamen Herausforderungen in der Transatlantischen Partnerschaft standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung mit US-Botschafter John B. Emerson, der auf Einladung der Atlantischen Akademie am 12. März 2015 in der Mainzer Staatskanzlei zu Gast war. Zugleich markierte der Abend den Abschluss der 9. Transatlantischen Konferenz, zu der eine Delegation aus dem Partnerland South Carolina zu einem knapp einwöchigen Aufenthalt Rheinland-Pfalz besuchte.

Der Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Clemens Hoch, unterstrich bei seiner Begrüßung die besonderen Beziehungen zu den USA. „Kein anderes Land in der Bundesrepublik hat so enge und vielfältige Verbindungen zum ‚Nachbarn Amerika' wie Rheinland-Pfalz. In unserem Land leben etwa 56.000 US-Bürgerinnen und Bürger. Wir sind sehr froh darüber, dass sich trotz Einsparungen im Etat der US-Streitkräfte voraussichtlich weiter viele Einheiten in Rheinland-Pfalz konzentrieren werden", so Staatssekretär Hoch. Die US-Streitkräfte seien mit 7.500 rheinland-pfälzischen Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber im Land. Außerdem profitiere durch Investitionen an den Standorten auch die regionale Wirtschaft erheblich. „Für die Landesregierung hat deshalb der enge Dialog mit den Streitkräften und die Pflege der persönlichen Kontakte eine hohe Bedeutung", sagte der Chef der Staatskanzlei. Wichtig sei es auch, durch die entsprechenden Informationen das Verständnis füreinander zu verstärken. Er dankte der mitveranstaltenden Atlantischen Akademie aus Kaiserslautern, die über Politik und Gesellschaft in den USA informiert. Auch pflegten viele Forschungseinrichtungen und alle Hochschulen des Landes zahlreiche Kooperationen mit ihren Partnereinrichtungen in den USA.

Wie die Vorstandsvorsitzende der Atlantischen Akademie, Innenstaatssekretärin Heike Raab, anschließend erläuterte, lag der thematische Schwerpunkt bei dem Besuchsprogramm der Delegation aus South Carolina im Rahmen der 9.Transatlantischen Konferenz auf dem Themenbereich „Bildung". „Staatssekretär Beckmann und die für Bildung zuständige Superintendent Molly Spearman haben in einer gemeinsamen Vereinbarung Felder skizziert, in denen Spracherwerb, Austausche und Möglichkeiten der Partnerschaftspflege über das Internet ausgebaut werden können", berichtete Raab.

In seiner Rede unterstrich Botschafter Emerson die herausragende Bedeutung der Bildungsarbeit der Atlantischen Akademie in den transatlantischen Beziehungen. Sie ziele auf die zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, zu denen Migration, Integration, die Rolle der Religion in der Gesellschaft, der Klimawandel sowie globale Trends in der Finanzwirtschaft zählten.

Mit Blick auf die sich wandelnde Weltordnung und ihre Auswirkungen auf die transatlantischen und – insbesondere – deutsch-amerikanischen Beziehungen, machte der Botschafter auf die auf beiden Seiten des Atlantiks geteilten Werte wie Freiheit, Rechtstaatlichkeit sowie Menschenrechte aufmerksam. Doch dürfe die enge Partnerschaft nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden, so Botschafter Emerson. Die Freundschaft in den vergangenen Jahrzehnten habe einige Spannungen aushalten müssen, wie Vietnam, den Pershing-Raketen, dem Irakkrieg oder zuletzt die Abhörmethoden der NSA und durchliefe daher auch immer wieder eine Bestandsaufnahme.

Neue und alte Herausforderungen, zu denen die Ukraine-Krise, die Ausbreitung terroristischer Organisationen im Mittleren Osten und Ostafrika, den Ausbruch von Erkrankungen wie Ebola, den Klimawandel sowie den richtigen Umgang mit der Globalisierung durch die Bildung der größten Freihandelszone der Welt zählte, bedürften jedoch einer engen Kooperation zwischen den USA und Deutschland. Um diesen gemeinsamen Herausforderungen begegnen zu können, sei eine stabile und belastbare Vertrauensbasis unerlässlich. Die Wiederherstellung dieses Vertrauens brauche aber Zeit, einen verstärkten Dialog und eine gegenseitiges Verständnis. Gerade hier biete die Atlantische Akademie ein wichtiges Forum für Deutsche und Amerikaner, über verschiedene Themen der transatlantischen Beziehungen zu diskutieren.

Zum Abschluss zeigte sich Botschafter John B. Emerson optimistisch, dass die gemeinsamen Werte und Interessen in Deutschland und den USA eine Stärkung der Beziehungen bewirkten und dazu beitrügen, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gemeinsam zu meistern. In der im Anschluss vom Direktor der Atlantischen Akademie, Dr. David Sirakov, moderierten Diskussion, stellten die rund 100 Gäste viele Fragen zu bereits angesprochenen Themen und darüber hinaus.

US-Botschafter John B. Emerson ist seit Mitte August 2013 im Amt. Zu den Stationen seines beruflichen Lebens gehört auch die Mitarbeit im Stab des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Von 1997 bis kurz vor seinem Amtsantritt als Botschafter war er in der Privatwirtschaft als Präsident einer großen Investmentgesellschaft tätig. 2010 wurde er von Präsident Obama in dessen Beratungskomitee für Handelspolitik berufen.