Bericht über die Tätigkeit der Atlantischen Akademie im Jahr 2020

Dr. David Sirakov, Direktor

Was für ein Jahr doch hinter uns liegt. 2020 war für alle mehr als außergewöhnlich – natürlich auch für die Atlantische Akademie (AA). Die Präsidentschaft Donald Trumps, die mehr Erklärungen und Erläuterungen als üblich bedurfte, Vorwahlen in der Demokratischen Partei und Präsidentschafts- und Kongresswahlen, die von den meisten Beobachter*innen als schicksalshaft angesehen wurden. Zu all dem gesellten sich dann noch die enormen Herausforderungen im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie, die der Akademie Flexibilität, Kreativität und Mut zu Neuem abverlangten. Und wir können mit Fug und Recht behaupten, dass wir diese Prüfung hervorragend bestanden haben.

Unsere schnelle Umstellung der Veranstaltungen auf virtuelle Formate sowie die bereits vor der Pandemie über Jahre aufgebaute digitale Infrastruktur ließen uns den Wechsel zum Homeoffice und zu Online-Veranstaltungen zeitnah und ohne Schwierigkeiten vollziehen. Wir konnten deshalb trotz der Einschränkungen für unser Programm, aber auch insgesamt für die Arbeitsabläufe im vergangenen Jahr Rekordergebnisse erzielen. Insgesamt nahmen mit fast 5.000 so viele Teilnehmer*innen an unseren (Kooperations-)Veranstaltungen teil wie noch nie. Zudem durften wir so viele neue Mitglieder in unserem Verein begrüßen, wie seit 1997 nicht mehr. 

Das zum Großteil digitale Programm der AA widmete sich sowohl den verschiedenen Facetten der US-Demokratie als auch einzelnen Politikfeldern wie der Umwelt- und Klimapolitik, der Gesundheits- und Einwanderungspolitik oder auch der Außen- und Sicherheitspolitik. Hinzu kamen wiederkehrende Reihen wie dem Brown Bag Luncheon on Entrepreneurship und unsere traditionellen Vorträge zu den US-Nationalparks. Im Zentrum des vergangenen Jahres standen aber wenig überraschend die Präsidentschafts- und Kongresswahlen. Hierzu haben wir die unterschiedlichsten digitalen Formate (Vorträge, Workshops, Konferenzen, On-Demand-Seminare und Podiumsdiskussionen) angeboten und damit annähernd 1.500 Interessierte erreicht.

Aufgrund der Infektionslage konnten im vergangenen Jahr unsere geplanten vielfältigen kulturellen Veranstaltungen nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden. So entfiel bspw. die Kunstausstellung der Schüler*innen der Department of Defense Education Activity (DoDEA) sowie örtlichen Schulen in Zusammenarbeit mit unserem Programm Willkommen in Rheinland-Pfalz! (WiR), dem German American Community Office Kaiserslautern und der Stadt Ramstein-Miesenbach. Soweit möglich haben wir hierfür alternative Programme entwickelt und durchgeführt.

Insgesamt hat die Atlantische Akademie im Jahr 2020 erneut ein spannendes und abwechslungsreiches Programm anbieten können, das auf große und überaus positive Resonanz gestoßen ist.

Die Akademie und die Corona-Krise

Die SARS-CoV-2-Pandemie traf die Atlantische Akademie ebenso überraschend wie wohl den überwiegenden Teil der Menschen in Rheinland-Pfalz, Deutschland, ja weltweit. Als Reaktion auf die Infektionslage haben wir seit dem 16. März 2020 den größten Teil unserer Arbeit ins Homeoffice verlegt. Die bereits in den vorherigen Jahren angeschaffte technische Ausstattung mit Notebooks für alle Mitarbeiter*innen sowie die Möglichkeit, von außen auf unsere Daten per Servertechnik zuzugreifen, hat diesen Schritt deutlich vereinfacht. Hinzu kam, dass wir im vergangenen Jahr mit Hilfe einer Förderung durch die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika unsere veraltete Serverausstattung vollständig erneuern konnten. Im Zeitraum der leichten Entspannung zwischen Juli und November 2020 gab es zudem einen eingeschränkten Bürobetrieb. Um in dieser Zeit die Arbeitsabläufe so effektiv wie möglich zu gestalten, verwendet die Akademie Online-Kommunikationstechnik wie Slack und Trello. 

Doch nicht nur die Arbeit an den Computern musste sichergestellt werden. Die Verlagerung der Veranstaltungen sowie von Meetings in den virtuellen Raum stellte die größte Herausforderung dar und wurde daher in den ersten Wochen prioritär behandelt. Das Team der AA hat eine umfangreiche Recherche bezüglich des Einsatzes von Online-Plattformen vorgenommen. Dabei ging es neben der Benutzerfreundlichkeit vor allem um die Erfüllung der Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie die technische Stabilität der am Markt befindlichen Systeme. Nach ausführlichen Tests haben wir uns für die Plattform ClickMeeting entschieden, ein europäisches, in Polen ansässiges Unternehmen. Die Erfahrungen auf unserer wie auch auf Teilnehmer*innen-Seite sind überaus positiv, weshalb wir das Jahresabonnement im März 2021 verlängern werden. Erfreulicherweise konnten wir die Kosten vollständig über Drittmittel der US-Botschaft und der Bundeszentrale für politische Bildung decken. Gleiches gilt für eine weiterführende Ausstattung unserer Homeoffice-Arbeitsplätze mit besseren Webcams, Podcast-Mikrofonen sowie Lichtelementen.

Die erste virtuelle Veranstaltung der Atlantischen Akademie konnte am 23. April 2020 durchgeführt werden. Die Lesung des Journalisten Daniel C. Schmidt zum Thema „This is America. Reisen durch ein Land im Umbruch“ war binnen fünf Tagen mit 100 Anmeldungen ausgebucht. Die letzte virtuelle Veranstaltung im Programmjahr fand dann am 10. Dezember 2020 in Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Speyer zu „Fake News? Combating Misinformation in the Digital Age“ statt. 

Die Atlantische Akademie hat neben dem Wechsel zu virtuellen Veranstaltungen auch das Angebot an Materialien auf unserer Website ausgebaut. Angesichts der Schließungen der Schulen im Frühjahr 2020 haben wir unser Onlineangebot um den Navigationsreiter „Schulangebote“ erweitert. Darin finden Lehrkräfte wie auch Schüler*innen Informationen zu Austauschprogrammen, Stipendien, Online-Learning-Angeboten sowie eine Materialiensammlung zum Thema Rassismus.

Von Präsenz zum virtuellen Raum. Die Programmarbeit 2020

Das Programmjahr 2020 begann wie wohl jedes Jahr der AA mit ersten Veranstaltungen und Workshops u.a. in Mainz, Koblenz, Ramstein-Miesenbach, Kaiserslautern und Ingelheim. Insgesamt wurden in Präsenz 13 Projekte durchgeführt und 527 Teilnehmer*innen erreicht, was einem Schnitt von 41 Teilnehmer*innen pro Projekt entspricht.

Die dann einsetzende und die Durchführung von Präsenzveranstaltungen stark bis vollständig beschränkende Corona-Pandemie zwang alle Anbieter von Veranstaltungen in den virtuellen Raum. Wie bereits beschrieben, hat die AA diesen Schritt in sehr kurzer Zeit gemeistert. Aufgrund der auch weiterhin stark beschränkten Möglichkeiten von Präsenzveranstaltungen haben wir uns recht früh im Jahr 2020 dazu entschlossen, an digitalen Veranstaltungen festzuhalten. Ein Schritt, der sich im Nachhinein und angesichts der Pandemieentwicklung als richtig herausstellte.

Bereits die ersten virtuellen Veranstaltungen haben uns zudem einen Trend aufgezeigt, der sich über das gesamte Jahr hielt: Der Zuspruch zu unseren Veranstaltungen ist deutlich größer und diverser als unter Präsenzbedingungen. So konnten wir in den 39 virtuellen Projekten des Jahres 2020 4.412 Teilnehmer*innen begrüßen. So viele, wie noch nie. Und auch der Schnitt von 113 Teilnehmer*innen pro Projekt ist der höchste Durchschnittswert in der Geschichte der Atlantischen Akademie. Aufgrund der strukturellen Gegebenheiten bei Online-Veranstaltungen sind die angegebenen Zahlen als Mindestwerte anzusehen. Dies ergibt sich daraus, dass die Online-Plattformen wie ClickMeeting lediglich die Logins zur Veranstaltung und nicht die Anzahl der Personen vor dem jeweiligen Bildschirm zählen kann. Zum anderen sind wir und unsere Kooperationspartner bei bestimmten Veranstaltungen dazu übergegangen, diese auch auf unseren YouTube-Kanälen zu veröffentlichen. Hier erhöhen sich die Zahlen über Zeit.

Insgesamt konnten wir im vergangenen Jahr 52 Projekte für mindestens 4.939 Teilnehmer*innen (im Schnitt 95 Teilnehmer*innen pro Projekt) anbieten (siehe Abbildung 1). Einen besonderen Schub in der Teilnehmerschaft verlieh uns eine Kooperation mit der German American Conference der Harvard University. Mit den sechs Kooperationsveranstaltungen, in denen Referent*innen und Panelist*innen wie Constanze Stelzenmüller (Brookings), Arbeitsminister Hubertus Heil, Sudha David-Wilp (German Marshall Fund) oder Gesundheitsminister Jens Spahn auftraten, wurden mehr als 2.212 Teilnehmer*innen erreicht. Doch auch ohne diese von uns als Outreach gewertete Veranstaltungsreihe haben wir mit einem Schnitt von 59 Teilnehmer*innen pro Veranstaltung ein Rekordjahr absolviert.

Abbildung 1: Teilnehmer*innenzahlen 2006-2020

Unsere Kooperationspartner und Drittmittelgeber

Die Atlantische Akademie arbeitete in der Konzeption, Organisation und Durchführung von Projekten im vergangenen Programmjahr mit 37 Kooperationspartnern zusammen. Zu den wichtigsten zählten auch weiterhin die US-Botschaft, das US-Generalkonsulat Frankfurt/Main, verschiedene Einrichtungen der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern, die Fridtjof-Nansen-Akademie Ingelheim, die Rheinzeitung sowie DIE RHEINPFALZ.

Wir konnten mit dem Bard College Berlin, der German American Conference der Harvard University sowie der Humboldt-Stiftung auch in diesem Jahr neue Kooperationspartner gewinnen.

Die größten Drittmittelgeber waren auch im Jahr 2020 das Ministerium des Innern und für Sport (WiR-Programm), die Botschaft der USA, die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) sowie die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz.

Die Wahlen in den USA. Ausgewählte Veranstaltungen 2020

Wie eingangs erläutert, haben wir uns 2020 mit einem breiten Themenkomplex beschäftigt. Allem voran standen natürlich die (Vor-)Wahlen in den USA im Mittelpunkt. In Form von Workshops (1 in Präsenz, 5 digital), einer Präsenzveranstaltung sowie 12 Onlineveranstaltungen wurden die unterschiedlichen Facetten dieser Schicksalswahl thematisiert.

So konnten wir in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung in einer der letzten Präsenzveranstaltungen den Journalisten und innenpolitischen Korrespondenten des US-Magazins The Nation, John Nichols, in Mainz begrüßen. Er sprach vor fast 60 Anwesenden über die Rolle der Medien im dann bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf.

Hinzu kamen verschiedene Fortbildungen für Lehrkräfte, die wir u.a. in Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz, der Botschaft der USA oder der Vereinigung für politische Bildung Rheinland-Pfalz durchführten. Darin stellten deutsche wie amerikanische Expert*innen ihre Einschätzungen zum Wahlkampfverlauf, den Wahlausgang sowie die Folgen für die USA und die transatlantischen Beziehungen zur Diskussion.

Eine besondere Herausforderung stellte die Summer School als Flaggschiff unseres Programms dar. Unter normalen Umständen als „Intensiv-Kurs“ zur US-Innen-, Wirtschafts- sowie Außen- und Sicherheitspolitik konzipiert, der den Teilnehmer*innen binnen fünf Tagen bis zu 17 Vorträge und Diskussionspanels bietet, musste im vergangenen Jahr ein völlig neuartiges Konzept entwickelt werden. Das Ergebnis war ein über zwei Monate gestrecktes On-Demand-Seminar, in dem den Teilnehmer*innen pro Woche zwei voraufgezeichnete Vorträge über unsere Online-Plattform angeboten wurden. Die Diskussionen mit den 18 ausgewiesenen US-Expert*innen waren über die Chat-Funktion zeitversetzt möglich. Unter anderem konnte Vorträgen von Jun.-Prof. Dr. Rebecca Brückmann (Ruhr-University Bochum), Dr. Eva Marlene Hausteiner (Universität Bonn), Dr. Jörg Hebenstreit (Universität Jena), Prof. Dr. Christian Lammert (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Welf Werner (Heidelberg Center for American Studies, HCA), Suzanne Loftus (George C. Marshall European Center for Security Studies Garmisch-Partenkirchen) und Dr. Marco Overhaus (Stiftung Wissenschaft und Politik) gefolgt werden. Die Keynote zur Polarisierung in den USA und den US-Wahlen wurde von Frances Lee, Professorin an der Princeton University gehalten. Wie auch in der Präsenzform haben wir zudem ein transatlantisches Klavierkonzert mit Jens Barnieck angeboten. Das Programm sowie das von uns entwickelte Format wurde durch die Teilnahme von 68 Interessent*innen, der höchsten Teilnehmer*innenzahl in der Geschichte der Summer School, belohnt.

Auch unser Atlantischer Sommer fand in digitaler Form statt und widmete sich den Auswirkungen der Wahlen im November 2020 auf die transatlantischen Beziehungen.

Der Höhepunkt des Jahresprogramms 2020 war neben der Summer School sicherlich unsere virtuelle Veranstaltung zu den Präsidentschafts- und Kongresswahlen am 3. November 2020. Den 260 Teilnehmer*innen haben wir ein abwechslungsreiches und spannendes Programm geboten, das sich aus zwei Live-Vorträgen, Live- und voraufgezeichneten Interviews sowie Exkursen zu Wahlwerbespots und weiterführenden Informationen zu den Wahlen zusammensetzte. Zudem haben die ersten 200 Anmeldungen ein Überraschungspaket postalisch erhalten, das eine Karte der USA zum Ausmalen, einen entsprechenden Rot-Blau-Stift, Postkarten der AA sowie Informationen zu unserer Arbeit enthielt. Die Veranstaltung begann mit einem Grußwort des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz, der seiner Hoffnung auf ein für die USA und die transatlantischen Beziehungen positives Ergebnis zum Ausdruck brachte. PD Dr. Martin Thunert vom HCA und Mike Cowburn von der FU Berlin lieferten eine Einführung zu den Wahlen von der Bundes- bis zur Kommunalebene. Als Interviewpartner*innen konnten wir neben in den USA lebenden ehemaligen Praktikant*innen der AA US-Politiker*innen, Journalist*innen sowie Wissenschaftler*innen gewinnen. So konnten die Teilnehmer*innen einem Interview mit der Demokratischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus von Michigan Sarah Anthony, dem US-Politikwissenschaftler Sean Theriault (University of Texas) und der US-Korrespondentin des Tagesspiegels Juliane Schäuble verfolgen. Für das Team der AA war diese knapp sechsstündige Veranstaltung eine neue und große Herausforderung, die uns in der Planung und Durchführung den Aufwand von Fernsehsendungen vor Augen geführt hat.

Als Reaktion auf die Corona-Pandemie und die Entwicklung hin zu zeitversetzten Bildungsangeboten hat das Team der AA 2020 ein weiteres Format entwickelt. Seit dem 28. Dezember 2020 produzieren wir zwei Mal monatlich unseren neuen Podcast „Amerikas Verfassung. Politik und Gesellschaft in den USA“, in dem Dr. David Sirakov und Sarah Wagner über politische und gesellschaftliche Entwicklungen berichten und sie analysieren. Abrufbar ist der Podcast unter www.atlantische-akademie.de/podcast sowie bei allen bekannten Anbietern von Podcast.

Das Programm der AA im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg. Dies zeigen auch die vielfältigen Rückmeldungen, die wir auf den verschiedensten Wegen (E-Mail, Twitter, Facebook, Instagram) erhalten haben. Am Ende dieses Berichts finden Sie eine Auswahl dieser Rückmeldungen. Zu diesem überaus positiven Feedback gesellte sich auch ein Auszeichnung, die die Atlantische Akademie erhielt. Für das Engagement um die gelebte deutsch-amerikanische Freundschaft wurden wir German-American Friendship Network Radio MORE 987 FM ausgezeichnet.

Willkommen in Rheinland-Pfalz

Auch hinter unserem Programm „Willkommen in Rheinland-Pfalz! Unsere Nachbarn aus Amerika“ und seinem Programmkoordinator John Constance liegt ein außergewöhnliches und wechselhaftes, aber trotz allen Umständen erfolgreiches Jahr 2020. Für unsere auf Begegnungen ausgerichtete Projektarbeit ging mit dem Gebot der Kontaktvermeidung zwangsläufig eine fundamentale Veränderung einher. Gleichwohl konnten in allen drei Aktivitätsfeldern des Programms wichtige Akzente gesetzt und Maßnahmen zur Förderung des Gemeinsinns in die Wege geleitet werden (Unterstützung/Beratung der Programm-gemeinden, Kooperation mit US-Akteuren und Onlineangebote/Öffentlichkeitsarbeit). Die bis Ende 2019 erreichte Anzahl von 20 WiR!-Gemeinden konnte 2020 auf 29 erhöht werden. Zu diesen kommen 8 Kommunen hinzu, die bereits ihre schriftliche Teilnahmeabsicht hinterlegten und nun beim Aufbau der entsprechenden Strukturen unterstützt werden.

Bevor die Pandemie größeren Veranstaltungen den Garaus machte, begann das Jahr gewohnt arbeitsam mit altbewährten und regelmäßigen WiR!-Begegnungsformaten wie den Stammtischen in Ramstein-Miesenbach, Mehlingen und Spangdahlem sowie Einzelmaßnahmen, von denen einige besonders heraus-stachen. Solche Highlights waren beispielsweise Events mit Beteiligung von hochrangigen Vertreter*innen der Landesregierung im Februar und März. Im Februar half Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Verteilung von Willkommenstaschen an ansässige amerikanische Haushalte in unserer WiR!-Gemeinde Kottweiler-Schwanden und war begeistert vom örtlichen ehrenamtlichen Engagement rund um WiR!. In der gleichen Woche zeichnete Innenminister Roger Lewentz im Namen des Programms amerikanische DoDEA sowie lokale deutsche Schulen als „WiR!-Schule 2019/20“ aus. Mitte März ließ Staatssekretärin Nicole Steingaß diese Ehre dem Reichswald-Gymnasium Ramstein-Miesenbach und der Ramstein Middle School zuteilwerden, deren Austauschprogramm seit 2008 besteht. Das Prädikat „WiR!-Schule“ würdigt dabei die Pflege von lokalen Schulpartnerschaften zur Förderung der deutsch-amerikanischen Verständigung und zur Ermöglichung des gegenseitigen Lernens.

Besonders zu Beginn des ersten Lockdowns erkannten viele Einheimische und Amerikaner*innen den gesellschaftlichen Hilfebedarf und riefen unterschiedliche Hilfs-aktionen ins Leben. Unser WiR!-Programm trug auf vielfältige Weise einen Teil zur gegenseitigen Unterstützung und Solidaritätsbekundung bei und startete in den sozialen Medien einen Aufruf zum Nähen von Masken. US-Mitbürger*innen sendeten uns daraufhin dutzende Masken zu, die wir wiederum an Senioreneinrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes in der Westpfalz spendeten. Eine weitere eindrucksvolle Maßnahme war die kontaktlose Mitmach-Aktion „Deutsch-Amerikanische Hoffnungsschlange“, die wir in einigen WiR!-Gemeinden starteten. Den Schlangen wurden hunderte selbstbemalte Steine hinzugefügt und symbolisierten den nachbarschaftlichen Zusammenhalt in Zeiten der physischen Distanz.

Im Aktivitätsfeld „Kooperation mit US-Akteuren“ konnten wir das mittlerweile sehr breit gefächerte WiR!-Netzwerk auch unter diesen schwierigen Vorzeichen vertiefen. Die Leadership Briefings mit neuen Kommandeuren der US-Standorte haben sich auch in 2020 als wichtiger Eckpfeiler zur Aufrechterhaltung mit der US-Militärführung bewährt. Hier konnten Arbeitstreffen mit Generalmajor Randall Reed, 3. Luftflotte, und Brigadegeneral Joshua Olson bzw. Oberstabsfeldwebel Hope Skibitsky, Ramstein Air Base, gehalten werden. In diesen Zusammenkünften tauschten wir uns über das deutsch-amerikanische Zusammenleben in der Region, die Rolle des WiR!-Programms sowie künftige Kooperationsmöglichkeiten aus. Darüber hinaus honorierten wir das herausragende Engagement von Donald Brett Waterhouse, ehemaliger Oberstabsfeldwebel der U.S. Army Garrison Rheinland-Pfalz, zur Förderung des deutsch-amerikanischen Miteinanders in Rheinland-Pfalz mit dem ersten „WiR! Appreciation Award“.

Im weiteren Verlauf widmeten wir uns verstärkt der Umsetzung von digitalen Vor-haben, die einen langfristigen Nutzen für die WiR!-Kommunen und ansässige US-Familien entfalten. So drehten wir in allen 37 beteiligten Programmgemeinden 360-Grad-Videos an den jeweiligen drei markantesten Ortspunkten und stellten diese auf unserem YouTube-Kanal zusammen. Anhand dieser Videos können sich amerikanische Mitbürger*innen einen ersten Eindruck von der Region verschaffen und wer-den zur persönlichen Erkundung animiert. Zusätzlich boten wir ein abwechslungs-reiches Online-Veranstaltungsprogramm an, das den Beteiligten einen virtuellen Austausch miteinander ermöglichte und ihnen gleichzeitig Facetten der deutschen Kultur näherbrachte. Dies geschah z.B. anhand einer Bierverkostung, eines weihnachtlichen Deutschkochvideos, eines Deutschsprachkurses oder auch durch zwei Brown Bag Luncheon Informationsveranstaltungen für amerikanische Selbstständige.

Sehr freudig schauen wir auf das Programmjahr 2021, für das wir uns bereits eine breite Palette an Projekten vorgenommen haben. So werden wir diverse Online-Events, wie einen Malkurs, eine Kunstausstellung deutscher und amerikanischer Schüler*innen, einen Backkurs oder eine Weinprobe in Angriff nehmen. Zusätzlich erstellen wir mit den Ortsbürgermeister*innen einiger WiR!-Gemeinden virtuelle Rundgänge und geben hiermit einen noch ausführlicheren Einblick in die einzelnen Ortschaften. Ein weiteres spannendes Projekt wird die Kooperation mit US-Blogger*innen aus den Standortregionen sein, die aus einer eigenen Perspektive den Blick auf Rheinland-Pfalz und ihre Lebensumgebung werfen werden. Ein wichtiges Vorhaben für 2021 wird die große WiR!-Online-Umfrage unter US-Haushalten sein. Hier erhoffen wir uns Feedback zum WiR!-Programm (Informationsbereitstellung für Neuankömmlinge, Social Media-Kanäle, Website, Veranstaltungen, etc.) und Auskünfte zu den Wünschen und Bedürfnissen der Familien vor Ort. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse werden wir gemeinsam mit den WiR!-Gemeinden die lokalen Maßnahmen entsprechend optimieren sowie unsere Programmangebote weiterentwickeln.

Das Team der Atlantischen Akademie – Gefragte Expertise in Medien, Wissenschaft und politischer Bildung

Die Mitarbeiter*in der Atlantischen Akademie waren wie in den vorangegangenen Jahren gefragte Referent*innen und Diskutant*innen in Sachen USA und transatlantische Beziehungen. Insbesondere der Wahlkampf und die Präsidentschafts- und Kongresswahlen haben die Anzahl der Presseanfragen in die Höhe schnellen lassen.

Die Mitarbeiter*in der AA gaben insgesamt 70 Interviews zu den Themen US-Truppenreduzierung, Wahlkampf, US-Innen- und Außenpolitik und Transatlantische Beziehungen. Sie teilten sich in folgende Kategorien auf:

  • Print: 33 (u.a. Rheinzeitung, Trierischer Volksfreund, dpa, gmx/web.de, Tageblatt Lëtzeburg)
  • Radio: 19 (u.a. SWR, BR, Schweizer Rundfunk, Deutschlandfunk, RPR)
  • Podcasts: 15 (u.a. Aspen Institute, hr-iNFO, Drahtbericht der Landesregierung RLP, University of North Carolina at Chapel Hill, Heidelberg Center for American Studies)
  • TV: 3 (ARD-Tagesthemen, niederländisches Fernsehen NPO, SWR Fernsehen)

Der Direktor Dr. David Sirakov veröffentlichte zudem einen Gastbeitrag in der Rhein-Zeitung mit dem Titel „Wie wir den USA näherkommen“. Zudem wurde Dr. Sirakov in die „Expertengruppe USA“ der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) berufen und war Teil einer Arbeitsgruppe, die sich aus Expert*innen unterschiedlichster transatlantischer Institutionen (u.a. German Marshall Fund, Aspen Institute, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Münchener Sicherheitskonferenz, Brookings Institution, Heinrich-Böll-Stiftung) zusammensetzte und ein Thesenpapier zur Zukunft der transatlantischen Beziehungen verfasste. Im Nachgang der Präsidentschafts- und Kongresswahlen 2020 wurde der Direktor ferner vom Ausschuss für Europafragen und Eine Welt des rheinland-pfälzischen Landtags zu den Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Rheinland-Pfalz und den USA angehört.

Ähnlich umfangreich war das Team der AA 2020 publizistisch tätig. Insgesamt wurde ein Sammelband, zehn Beiträge in Büchern, Zeitschriften, Unterrichtsmaterialien und Schriftenreihen sowie 19 Blogbeiträge veröffentlicht. Gemeinsam mit Jun.-Prof. Dr. Florian Böller (TU Kaiserslautern), Dr. Steffen Hagemann (Heinrich-Böll-Stiftung Tel Aviv) sowie Dr. Christoph Haas (Universität Freiburg) haben Sarah Wagner und Dr. David Sirakov einen Sammelband zu einer Bilanz der Trump-Administration herausgegeben, der in der Reihe „Neue Amerika-Studien“ des Nomos-Verlags erschienen ist. Darin beschäftigen sich die Autor*innen mit den unterschiedlichen institutionellen sowie politikfeldbezogenen Implikationen der Präsidentschaft Donald Trumps. Der Band wurde u.a. auf dem Portal für Politikwissenschaft, durch das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften sowie in der Zeitschrift „Sicherheit+Frieden“ sehr positiv besprochen. Neben diesem Sammelband und den darin enthaltenen Einzelbeiträgen von Sarah Wagner und David Sirakov haben beide zudem Artikel zum Unterrichtsheft „Die Wahlen in den USA“ in der Reihe „Politik betrifft uns“ des Bermoser + Höller-Verlags beigesteuert. Frau Wagner betrachtete darüber hinaus die Demokratische Partei in einem Beitrag für das Dossier USA der Bundeszentrale für politische Bildung und entwickelte die aktuelle Ausgabe des „BpB Spickers“ zum politischen System der USA. Dr. Sirakov veröffentlichte gemeinsam mit Dr. Florian Böller einen Beitrag zur US-Außen- und Sicherheitspolitik in der Zeitschrift WeltTrends. Eine detaillierte Auflistung der Publikationen unserer Mitarbeiter*in findet sich auf der Website der AA unter www.atlantische-akademie.de/akademie/team.

Die Entwicklung der regionalen, überregionalen und internationalen Aufmerksamkeit für die Atlantischen Akademie in den Medien und der Wissenschaft in den vergangenen fünf Jahren zeigt den Bedeutungszuwachs unserer Institution und verdeutlicht, dass die AA als bedeutender und etablierter Akteur in den transatlantischen Beziehungen wahrgenommen wird.

Vereinsentwicklung

Das vergangene Jahr war nicht nur programmatisch ein Rekordjahr. Auch der Verein hat von der gestiegenen Sichtbarkeit und dem Bildungsangebot profitiert. 2020 durften wir 23 neue Mitglieder (15 als regulärer Beitrag, 4 Student*innen sowie 2 Paare) im Verein begrüßen. Lediglich ein Mitglied ist ausgetreten. Das entspricht einem Plus von 36 Prozent und ist der größte Zuwachs seit 1997. In den ersten zwei Monaten des Jahres 2021 haben wir bereits 11 Mitglieder (9 reguläre Beiträge, ein Paarbeitrag) aufnehmen können. Der Verein besteht damit aus 96 persönlichen (75 im regulären Beitrag, 11 Student*innen sowie 5 Paare), vier institutionellen (jeweils ein/e Verein, Verband, Landesinstitution sowie Förderer) sowie sechs Mitgliedern qua Amt.

Die Atlantische Akademie baut auf eine breite Förderbasis. Drittmittel 2021

Und auch im Bereich der Drittmittel konnte 2020 ein großer Erfolg verzeichnet werden. In den vergangenen vier Jahren haben wir auf unterschiedlichen Wegen und in unzähligen Gesprächen Möglichkeiten erörtert, in eine Förderlinie des Bundes aufgenommen zu werden. Im vergangenen Jahr sind diese Anstrengungen belohnt worden. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die Atlantische Akademie in die Gruppe der zu fördernden Institutionen im Rahmen des Programms „Pflege kultureller Beziehungen zum Ausland“ (Titel 687 17, Ziffer 6.1.2) in den Haushalt des Auswärtigen Amts aufgenommen. Dies ermöglicht uns den Zugriff auf eine hohe fünfstellige Fördersumme, was Auswirkungen auf unseren Programmumfang und auch die personelle Ausstattung der Geschäftsstelle haben wird. Eine Projektkoordinationsstelle wurde entsprechend ausgeschrieben und wir befinden uns gegenwärtig in der Auswahl der*s Kandidat*in.

Ein Projekt im Zuge des Bundeskanzler-Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung haben wir im vergangenen Jahr beantragt. Unsere Kandidatin aus North Carolina, die im Falle der Bewilligung für ihre Forschung ein Jahr lang in der AA arbeiten würde, ist in die zweite Runde des Auswahlverfahrens vorgerückt.

Hinzu kommen Fördermittel der Botschaft der USA im Zuge des U.S. Year End Grant 2020/2021, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz sowie eine Kooperation mit der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, in deren Zuge die Atlantische Akademie Mittel zur Durchführung des Rheinland-Pfalz Transatlantic Ambassador Internship erhält. Dieses Programm ermöglicht einer*m Student*in der Georgetown University in Washington, DC, ein dreimonatiges Praktikum in der Staatskanzlei, der Atlantischen Akademie sowie dem Department of Defense Liaison Office der US-Streitkräfte in Mainz.

25 Jahre Atlantische Akademie. Das Programmjahr 2021

Das vor uns stehende Programmjahr steht natürlich im Zeichen des 25jährigen Bestehens der Atlantischen Akademie. Hierzu haben wir verschiedene Formate in der Planung. Neben einem Festakt wird es auch Einzelveranstaltungen wie eine Diskussionsreihe und Aktionen auf unseren Social-Media-Kanälen geben.

Überdies werden wir in etablierten und neuen Veranstaltungen die innen- wie außenpolitischen Implikationen der neuen Administration von Joe Biden und Kamala Harris begleiten sowie kulturelle und kulturpolitische Themen in den Blick nehmen. Im Zuge der Förderung durch das Auswärtige Amt werden wir unsere Schulprogramme auf die Schularten Haupt- und Realschule ausweiten.

Insgesamt haben wir sieben Workshopthemen und 79 Veranstaltungen geplant:

  • 6 Podien, 5 Atlantische Foren, 8 Seminare
  • Summer School 2021, Atlantischer Sommer und DGfA-Tagung
  • 42 Projekte finanziert durch Mittel des Auswärtigen Amts
  • 13 Projekte finanziert durch Mittel der US-Botschaft
  • 8 Projekte finanziert durch Mittel des Ministeriums des Innern und für Sport (WiR-Förderung)

Die andauernde Corona-Pandemie wird weiterhin bestimmen, in welchem Format Veranstaltungen der AA angeboten werden können. So haben wir bspw. vor dem Hintergrund der gesammelten Erfahrungen und der nicht vorhersehbaren Pandemieentwicklung bereits jetzt entschieden, die Summer School 2021 erneut im virtuellen Format durchzuführen.

Und schon jetzt steht für uns ebenfalls fest: Die Zukunft der politischen Bildung und damit auch des Bildungsangebots der AA liegt in einem wohlüberlegten Mix von Präsenz-, Online- und Hybridveranstaltungen. Einen Großteil der infrastrukturellen Voraussetzungen für diesen Weg haben wir im vergangenen Jahr geschaffen. Das noch fehlende Equipment sowie die Aneignung von zusätzlichen Kenntnissen durch Fortbildungen sind Bestandteil des kommenden Jahres und finden sich in unseren bewilligten Förderanträgen wieder.

Neben der beschriebenen personellen Verstärkung wird unsere Arbeit auch 2021 durch Praktikant*innen unterstützt. Der Praktikumsplatz der AA ist über die Landesgrenzen bekannt sowie beliebt und ist für das kommende Jahr vollständig besetzt. Wir sind bereits dabei, Verträge für das Jahr 2022 zu schließen.

Alles in allem verspricht unser Programm für das Jahr 2021 neue und bewährte Formate sowie weiterhin überaus spannende Einsichten. Wir hoffen, Sie zahlreich dazu begrüßen zu dürfen.