Das Ausnahmejahr - Unser WiR!-Jahresrückblick 2020

von John Constance, M.A.

Es gibt nur wenige Jahre, die von einem einzigen Thema in solchem Maße geprägt waren, wie 2020. Auch für uns vom „Willkommen in Rheinland-Pfalz!“ (WiR!)-Programm und der Atlantischen Akademie war das „Corona-Jahr“ äußerst außergewöhnlich und wurde von vielen Unwägbarkeiten begleitet. Dass unser Jahresprogramm mit einem virtuellen beer tasting und einer digitalen Urkundenverleihung enden würde, hätten wir zu Beginn des Jahres sicherlich nicht gerechnet. Doch der Reihe nach.

Fulminanter Start ins Jahr 2020

2020 begann für uns gewohnt arbeitsam mit altbewährten Begegnungsveranstaltungen wie den Stammtischen in Ramstein, Mehlingen und Spangdahlem sowie neuen Einzelprojekten, von denen ein paar besonders herausstachen. Solche Highlights waren unsere Aktionen im Februar und März mit Vertreter*innen der Landesregierung. Den Anfang machte Ministerpräsidentin Malu Dreyer höchstpersönlich. In unserer WiR!-Gemeinde Kottweiler-Schwanden half sie tatkräftig bei der Übergabe von Willkommenstaschen an ansässige amerikanische Familien mit und zeigte sich begeistert vom örtlichen ehrenamtlichen Engagement in Zusammenhang mit WiR!. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen konzipiert verschiedenste Aktionen für Amerikaner*innen, wobei das Herzstück die Begrüßungstaschen ist. Dass der Kommandeur der Ramstein Air Base, Brigadegeneral Mark August, es sich nicht nehmen ließ die Verteilaktion vor Ort zu unterstützen, war dabei ein starkes Zeichen der guten deutsch-amerikanischen Partnerschaft in der Region.

Viele weitere Akteure tragen mit Herzblut ihren Teil zur Förderung des deutsch-amerikanischen Verständigung bei. Beispielsweise pflegen einige rheinland-pfälzische Schulen Kooperationen mit US-Schulen der nahegelegenen Standorte, die den Schüler*innen vielfältige Möglichkeiten zum gegenseitigen Lernen und zum Austausch bieten. Um das besondere Engagement sichtbar und angemessen zu würdigen, schufen wir das Prädikat „WiR!-Schule“ bzw. „WiR!-Kindergarten“, das die beteiligten Bildungseinrichtungen erhalten können. Die erste Urkundenverleihung für das Jahr 2020 stand in der Standortregion Baumholder an. In einer Zeremonie anlässlich des Jubiläumsjahrs „100 Jahre Amerikaner in Rheinland-Pfalz“ zeichnete Innenminister Roger Lewentz die Realschule Plus & FOS Birkenfeld, den Kindergarten Ruschberg sowie die Baumholder Middle/High School aus, die seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten. Mitte März ließen wir gemeinsam mit Staatssekretärin Nicole Steingaß diese Ehrung dem Reichswald-Gymnasium Ramstein-Miesenbach und der Ramstein Middle School zuteilwerden, deren Austauschprogramm seit 2008 besteht.

Projektarbeit unter Pandemie-Bedingungen

Danach ging es bekanntlich Schlag auf Schlag. Im Eiltempo passten wir unsere Arbeit den neuen Pandemie-Gegebenheiten an: Absage aller Begegnungsveranstaltungen, dafür Informationsaufbereitung der Corona-Verordnungen für US-Haushalte, Durchführung deutsch-amerikanischer Solidaritätsaktionen und Einbindung von Amerikaner*innen in lokale Hilfsaktionen. Nur um einige Maßnahmen zu nennen. Wie sich unsere Arbeit in der ersten Jahreshälfte im Detail veränderte, haben wir etwas ausführlicher in einem früheren Blogpost beschrieben.

In der zweiten Jahreshälfte fokussierten wir uns noch stärker auf die Umsetzung von digitalen Vorhaben, von denen die WiR!-Kommunen und ansässige US-Familien langfristig einen Nutzen haben werden. So drehten wir in allen 37 WiR!-Gemeinden 360-Grad-Videos an den drei schönsten Ortsstellen. Anhand dieser Videos können sich amerikanische Mitbürger*innen einen ersten Eindruck von ihrer Region verschaffen und werden zur persönlichen Erkundung animiert. Die über 100 Videos haben wir auf unserem YouTube-Kanal zusammengestellt, macht Euch gerne ein eigenes Bild von den WiR!-Gemeinden!

Den Wegfall der Begegnungstreffen und den damit verbundenen Rückgang der persönlichen Interaktion fingen wir durch ein abwechslungsreiches Online-Veranstaltungsprogramm auf. Auf diese Weise ermöglichten wir Kontakte in einer risikofreien Umgebung. Grundsätzlich zielten unsere Online-Events darauf ab, den Beteiligten einen virtuellen Austausch zu ermöglichen und ihnen gleichzeitig Facetten der deutschen Kultur und der Region näher zu bringen. Dies geschah beispielsweise anhand einer Bierverkostung, eines weihnachtlichen Deutschkochvideos, eines Deutschsprachkurses oder auch durch zwei Informationsveranstaltungen für amerikanische Selbstständige.

Starke deutsch-amerikanische Partnerschaft in RLP

Seit jeher ist die enge Zusammenarbeit mit unseren US-Partnern ein sehr wichtiger Baustein unserer Vorgehensweise. Daher war es eine wichtige Aufgabe, in dieser schwierigen Zeit die Kommunikation aufrechtzuerhalten und die augezeichnete Kooperation mit der US-Seite fortzuführen. Dies galt z.B. für unsere WiR!-Schulen. Schulen sehen sich derzeit mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, um dem Infektionsschutz Rechnung zu tragen und einen geregelten Alltagsbetrieb zu gewährleisten, geschweige denn eine Schulpartnerschaft zu pflegen. Trotz diesen erschwerten Bedingungen war uns die Verleihung der Urkunden "WiR!-Schule" bzw. "WiR!-Kindergarten" für das Schuljahr 2020/21 ein Anliegen. In einer digitalen Feierstunde zeichnete Staatssekretärin Nicole Steingaß vier rheinland-pfälzische Einrichtungen und drei US-Schulen aus.

Darüber hinaus honorierten wir das herausragende Engagement von Führungskräften des US-Militärs zur Förderung des deutsch-amerikanischen Miteinanders in Rheinland-Pfalz. Der erste Preisträger unseres „WiR! Appreciation Award“ war Donald Brett Waterhouse, ehemaliger Oberstabsfeldwebel der U.S. Army Garrison Rheinland-Pfalz, der in seiner Stationierungszeit vom Juni 2018 bis Dezember 2020 sowohl in offizieller Funktion als auch im privaten Kontext auf unterschiedlichste Weise den Austausch zwischen Amerikaner*innen und Ortsansässigen förderte. Dies tat er z.B. als regelmäßiger Teilnehmer unserer Deutsch-Amerikanischen Stammtische Ramstein und Mehlingen. Zu guter Letzt freuten wir uns über Arbeitstreffen mit den neuen Kommandeuren Generalmajor Randall Reed, 3. Luftflotte, und Brigadegeneral Joshua Olson & Oberstabsfeldwebel Hope Skibitsky, Ramstein Air Base, in denen wir uns über das deutsch-amerikanische Zusammenleben in der Region und die Rolle des WiR!-Programms austauschen konnten.

What’s next? It depends…

Wie geht es dieses Jahr weiter? Niemand kann vorhersagen, wie lange uns die Pandemie noch begleiten und Zusammenkünfte unmöglich machen wird. Die genaue Ausgestaltung unserer Projektarbeit 2021 wird ganz zentral vom Infektionsgeschehen, dem Fortschritt der Impfkampagne und anderen noch nicht vorhersehbaren Entwicklungen (z.B. Virusmutationen) abhängen.

Zumindest das erste Halbjahr gestalten wir allerdings ohne persönliche Treffen und konzentrieren uns auf das Vorantreiben von digitalen Projekten und Online-Veranstaltungen. Geplant sind bspw. ein Malkurs im März, ein Bastelkurs, eine Weinprobe und ein Vortrag im Rahmen unserer Brown Bag Luncheon-Reihe. Als Weiterentwicklung der 360-Grad-Videos werden wir mit den Ortsbürgermeister*innen der WiR!-Gemeinden virtuelle Rundgänge erstellen und einen noch ausführlicheren Einblick in die einzelnen Orte geben. Ein weiteres spannendes Projekt wird die Kooperation mit US-Blogger*innen aus den Standortregionen sein, die aus einer eigenen Perspektive den Blick auf Rheinland-Pfalz und ihre Lebensumgebung werfen werden.

Ein zentrales Vorhaben für 2021 wird die große WiR!-Online-Umfrage unter US-Haushalten in RLP sein. Hier erhoffen wir uns Feedback zum WiR!-Programm (Informationsbereitstellung für Neuankömmlinge, social media-Kanäle, Website, Veranstaltungen, etc.) und Auskünfte zu den Wünschen/Bedürfnissen der Familien. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse werden wir wiederum unsere Programmangebote zur Förderung des örtlichen Miteinanders weiterentwickeln.

Wir bleiben also auch in dieser sehr sonderbaren und lehrreichen Zeit beschäftigt und begeben uns in Position, um nach der Pandemie voll durchstarten zu können. Eines ist jetzt schon sicher: Wir sind froh, wenn wir zu unseren liebgewonnenen Begegnungsveranstaltungen zurückkehren und Menschen zusammenbringen können. Hier halten wir Euch wie immer auf dem Laufenden.