Der Sieger in Iowa? Donald Trump.

Sarah Wagner, M.A. 

Für die Demokratische Partei sollte der Auftakt der Vorwahlen am 3. Februar in Iowa das Ende des Trump'schen Zeitalters einläuten. Man versprach sich eine hohe Wahlbeteiligung bedingt durch den Mobilisierungsschub, den das große Kandidatenfeld erhoffen ließ sowie ein spannendes Rennen zwischen den verschiedenen Lagern und Kandidaten der Partei. Vor allem erhoffte man sich, dass die Partei energiegeladen, optimistisch und professionell in den Wahlkampf einsteigen würde. Nach dem Debakel der vergangenen Nacht gibt es jedoch nur einen wirklichen Gewinner, Donald Trump. Doch der Reihe nach.

Neue Regeln, Neue Apps - Neue Probleme

In diesem Jahr gab es einige Regeländerungen für den Caucus; Journalisten und Beobachter erwarteten zum Ende des Prozesses die Veröffentlichung von mindestens drei Zahlen: die Resultate aus den zwei Entscheidungsrunden sowie die Bekanntgabe der State Delegate Equivalents, also die Anzahl der Delegierten, die den Kandidaten proportional zuteilwerden würde für die spätere State Convention. Doch als sich der Abend in Iowa in die Länge zog wurde klar, dass es erstmal keine vorläufigen Zahlen geben würde.

Laut Berichten gab es Probleme mit der App der Demokraten, die für die Übermittlung der Ergebnisse in den einzelnen Bezirken an die Partei genutzt wurde. Lange Wartezeiten und eine Überlastung der Notfall-Hotlines der Partei gesellten sich zu den technischen Problemen mit der App. Auch schien es in einigen Bezirken Unklarheit zu geben, was die neuen Regeln für den Caucus betraf. Zusätzlich stimmten einige der angegebenen Zahlen aus den Bezirken nicht überein, mussten also noch einmal überprüft werden. Inmitten der Unklarheit wurde dann auf Twitter begonnen, die in den sozialen Medien veröffentlichten Resultate (Tweets und Posts aus den einzelnen Bezirken) zu sammeln und zu analysieren. All dies geschah vor dem Hintergrund, dass die Demokratische Partei und die Wahlen in den USA ohnehin schon mit Desinformationen, Cyber-Angriffen und anderen digitalen Herausforderungen zu kämpfen haben. Kein gutes Omen.   

Am Ende wurde es ein Ringen um die Deutungshoheit. Die Kandidaten interpretierten die bisher dürftigen Ergebnisse zu ihren Gunsten (hier vor allem Pete Buttigieg und Bernie Sanders), veröffentlichten eigene Zahlen oder kritisierten den gesamten Prozess (Joe Biden)  und verabschiedeten sich hastig und richteten den Blick auf New Hampshire. Das "Momentum", den Schwung und den Aufwind, den sich viele Kandidaten von Iowa erhofft haben, ist verpufft. Auch hat Iowa dieses Mal das Feld der Kanididaten bisher nicht verkleinert. Auch dies war traditionell eine Funktion des Caucus. 

Die Partei will laut ersten Berichten die Ergebnisse an diesem Dienstag veröffentlichen, aber in der schnelllebigen Berichterstattung wird dies den Schaden kaum korrigieren dürfen. Natürlich ist es gut, dass die Partei die Ergebnisse anhand der Presidential Preference Cards (eine Art Abstimmungskarte im Caucus) verifizieren will. Aber nach monatelangen Vorbereitungen, den hohen Ausgaben der Kandidaten im Staat und der intensiven medialen Begleitung des Prozesses hätte es soweit nicht kommen dürfen. Wie so oft geht es auch in erster Linie um enttäuschte Erwartungen. Auch in früheren Caucus-Gängen hat die Veröffentlichung der Ergebnisse gedauert, 2016 wurde Hillary Clinton erst um 2.30 Uhr als Siegerin bekanntgegeben. In diesem Jahr sollte jedoch alles besser, schneller, digitaler sein.

Gelungener Auftakt für die Republikaner 

In einem angespannten Wahljahr, in dem es mehr denn je um Narrative, Wahrnehmung und Mobilisierung geht, war der Auftakt in Iowa für die Partei mehr als problematisch. Fraglich ist auch, ob dies Konsequenzen für die Rolle Iowas in den Vorwahlen haben wird. Nach 2016 bemühte sich die Iowa Democratic Party noch, Reformen umzusetzen um mehr Transparenz zu schaffen. Dies war 2020 jedoch nicht mit Erfolg gekrönt. Der Status von Iowa als "First in the Nation" könnte das erste Mal in Gefahr sein. Iowa kann jetzt nur hoffen, dass es den Trend seit dem Jahr 2000 fortsetzt und die Caucus-Ergebnisse wieder mit dem letztendlich nominierten Kandidaten oder der Kandidatin der Demokraten übereinstimmen. 

Denn der Caucus und dessen Headlines sind das gefundene Fressen für die Republikaner. Ein undurchsichtiger und komplexer Ablauf, mehrere Kandidaten, die den Sieg für sich beanspruchen, eine überforderte Demokratische Partei. Der Republikanische Wahlspot schreibt sich nahezu von selbst. Und nicht nur die Republikaner, auch die Anhänger von Bernie Sanders wittern eine Verschwörung der Partei gegen ihren Kandidaten. 

Die Partei und die Kandidaten, die in diesem Wahljahr mit Großprojekten (bessere Gesundheitsvorsorge, mehr Klimaschutz) das Vertrauen der Wähler gewinnen wollten, sehen sich mit einer ungünstigen Lage konfrontiert. Wer noch nicht einmal den Prozess im kleinen Iowa unter Kontrolle hat, soll nun das Land regieren? Eine Steilvorlage für den Präsidenten. Dieser gewann seinen Caucus übrigens eindeutig mit knapp 97%.