Städtepartnerschaften: Die größte Friedensbewegung der Welt

Städtepartnerschaften: Die größte Friedensbewegung der Welt

Am 24. April werden mit dem Welttag der Partnerstädte Städtefreundschaften gewürdigt und auf die Notwendigkeit dieser besonderen Beziehungsarbeit aufmerksam gemacht. Die Idee, Städtepartnerschaften zu schließen, um Menschen unterschiedlicher Nationen zusammenzubringen und die durch zwei Kriege aufgerissenen Wunden zu heilen, entstand nach dem zweiten Weltkrieg. Noch heute wird das Konzept von Städtepartnerschaften häufig als größte Friedensbewegung der Welt bezeichnet. Gerade in krisengeschüttelten Zeiten wird deutlich, wie wichtig die Pflege der deutsch-amerikanischen Freundschaft und der mit ihr verbundenen Städtepartnerschaften ist. In Rheinland-Pfalz unterhalten etwa 30 Städte, Stadtteile und Ortsgemeinden Verbindungen und Freundschaften mit Städten und Gemeinden in den Vereinigten Staaten. Manche von ihnen hatten ihre Anfänge bereits in den 1940er Jahren, andere wurden erst vor wenigen Jahren inmitten der Corona-Pandemie gegründet. Sie alle vereint das gemeinsame Ziel, die transatlantischen Beziehungen auf regionaler Ebene zu pflegen und zu leben – ein Anliegen, das auch die Atlantische Akademie nach Kräften unterstützt.

2022: 40 Jahre Schifferstadt, RLP – Frederick, MD

Seit drei Jahren unterstützt eine Förderung des Auswärtigen Amtes die Arbeit der Atlantischen Akademie mit besonderem Schwerpunkt auf Kulturveranstaltungen. Diese neuen Gestaltungsmöglichkeiten erlauben auch einen aktiven Beitrag zur Realisierung von Städtepartnerschaftsjubiläen. 2022 feierten Schifferstadt, Rheinland-Pfalz und Frederick, Maryland den 40. Jahrestag ihrer Partnerschaft. Die Verbindung zwischen den Städten auf beiden Seiten des Atlantiks hat ihre Ursprünge im Bau des Gehöfts „Schieferstadt“, das der Schifferstadter Auswanderer Joseph Brunner 1736 im heutigen Frederick errichtete – in einer Zeit, in der tausende Menschen ihre Heimat verließen, um in den Vereinigten Staaten eine bessere Zukunft zu finden. 1975 fiel dem Schifferstadter Ehepaar Ernst und Elisabeth Wagner bei einer USA-Reise das Haus mit dem wohlbekannten Namen auf und sie gingen dessen Geschichte und den Verbindungen zu ihrer Heimat auf den Grund. 1982 wurde die Städtepartnerschaft offiziell besiegelt und es folgten vier Jahrzehnte vielfältigen Austauschs, gegenseitiger Besuche, die Gründung von Freundeskreisen in beiden Städten sowie anhaltende Kontakte zwischen den Menschen in Schifferstadt und Frederick.

Auf Initiative der Akademie, der kurz zuvor ein Singer-Songwriter Duo aus der Nähe von Frederick empfohlen wurde, lies sich die Oberbürgermeisterin von Schifferstadt, Ilona Volk, auf die Planung einer Jubiläumsfeier ein, der das Joey Harkum Duo den musikalischen Rahmen geben sollte. Die Begeisterung der Oberbürgermeisterin für die Idee einer großen Jubiläumsfeier und ihr persönlicher Einsatz für deren erfolgreiche Umsetzung waren sowohl beeindruckend als auch ansteckend. Sie lud den Sprachwissenschaftler und Musiker Dr. Michael Werner ein, ebenfalls einen musikalischen Beitrag zur Feierlichkeit zu leisten; dieser spielte später auch einen Song gemeinsam mit seinen amerikanischen Kollegen. Das Joey Harkum Duo ist in Baltimore, Maryland ansässig, etwa eine Stunde Autofahrt östlich von Frederick. In Frederick sind beide schon viele Male aufgetreten und Joey Harkums frühere Band Pasadena spielte in Bars sowie auch bei der Open-Air Sommerkonzertreihe der Stadt. Joey Harkum und Joey Mitchell reisten also für ein Konzert nach Schifferstadt – sie hatten jedoch trotz vorheriger Ankündigung nicht erwartet, damit das Jubiläum einer Städtefreundschaft mit rund 100 Gästen zu unterstützen und unterschrieben später sichtlich gerührt gemeinsam mit den anwesenden Städtepartnerschaftsvertreter*innen und der Schifferstadter Oberbürgermeisterin die Urkunde, die das Jubiläum bezeugte und die Partnerschaft neu besiegelte. Als die Oberbürgermeisterin dann auch noch kurzerhand die Stadtflagge von Schifferstadt abhängen lies und diese den beiden Musikern spontan als Andenken schenkte, dankten sie ihr überwältigt von so viel Gastfreundschaft und versprachen, die Flagge später in Frederick zu hissen.

2023: 25 Jahre Worms, RLP – Mobile, AL

Das Angebot, die Planung des 25. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Worms, Rheinland-Pfalz und Mobile, Alabama zu unterstützen, überzeugte auch den Oberbürgermeister und die Städtepartnerschaftsbeauftragten der Stadt Worms, sich 2023 gemeinsam mit der Atlantischen Akademie an die Planung einer Feier zu Ehren der transatlantischen Freundschaft zu machen. Diese sollte eine Woche nach dem German-American Day am 6. Oktober stattfinden, der Feiertag, der sich auf die Verbindung der beiden Länder beruft, seitdem 1683 dreizehn Familien aus Deutschland die erste deutsche Siedlung in Nordamerika gründeten. Auch hierfür konnte die Akademie passende Musiker gewinnen: Die Band Early James and the Latest um Frontmann James Mullis ist in Teilen in Mobile, Alabama aufgewachsen; James Mullis selbst stammt aus der kleinen Stadt Troy, die ebenfalls nur eine kurze Autofahrt von Mobile entfernt liegt. Ihr Mix aus Blues, Folk, Rock- und klassischer Countrymusik brachte den Sound des Südostens der USA in den Südwesten Deutschlands. Anlässlich der Feierlichkeit, die im LincolnTheater in Worms stattfand, begrüßten neben dem Wormser Oberbürgermeister Adolf Kessel, der Projektkoordinatorin Auswärtiges Amt der Atlantischen Akademie Janna Uhry-Ganz und den Städtepartnerschaftsvertretern aus Worms und Mobile Olaf Deichelmann und Raymond Weinshenker auch Generalkonsul Thatcher Scharpf aus dem US-Generalkonsulat Frankfurt, der extra für das Jubiläum angereist war. Neben Konzert und Redebeiträgen hatte Worms eine eigens für den Anlass kuratierte Ausstellung zur Geschichte der Städtepartnerschaft sowie eine Diashow vorbereitet. Die Bandmitglieder bestaunten beeindruckt die Bilder aus ihrer Heimat und die besondere Verbindung zwischen Mobile und Worms.

2024: 30 Jahre Mainz, RLP – Louisville, KY & 4 Jahre Altrip, RLP – Kutztown, PA

Auch 2024 unterstützt die Atlantische Akademie Städtepartnerschaften mit Kulturprogrammen. Zum Auftakt der diesjährigen Kinoreihe AMERICA ON SCREEN wird der Filmemacher Graham Shelby aus Louisville, Kentucky am 8. September seinen Dokumentarfilm City of Ali präsentieren. Diese besondere Kinoveranstaltung findet in Kooperation mit dem Freundschaftskreis Mainz-Louisville statt, denn Mainz, Rheinland-Pfalz und Louisville, Kentucky feiern in diesem Jahr ihre 30-jährige Städtepartnerschaft.

Der 18. Deutsch-Pennsylvanische Tag wird am 20. Oktober 2024 in Altrip, Rheinland-Pfalz gefeiert, wenige Tage nach dem alljährlichen German-American Day. Altrip pflegt seit 2021 eine noch junge Städtepartnerschaft mit Kutztown, Pennsylvania. Mehrere hunderttausend Amerikaner*innen sprechen auch zehn Generationen nach der Auswanderung ihrer Vorfahren aus Europa einen Dialekt, der dem Pfälzischen sehr ähnlich ist: Pennsylvaniadeutsch. Diese Menschen verbindet nicht nur ihr gemeinsames sprachliches, geschichtliches und kulturelles Erbe, sondern auch großes Interesse an Deutschland und den Herkunftsregionen der transatlantischen Amerikaauswanderung des 18. Jahrhunderts. Die Akademie unterstützt die Feierlichkeiten um den diesjährigen Deutsch-Pennsylvanischen Tag organisatorisch sowie mit einer Gage für den US-Musiker Scott Reagan, der aus einem Nachbarort von Kutztown stammt und in seiner Musik „deitsche“ Volksmusik mit American und Irish Folk mischt. Für sein neuestes Projekt schreibt Scott Reagan Songs in pennsylvanisch-deutscher Mundart, interpretiert alte pennsylvanisch-deutsche Volkslieder und vertont regionale Mundartgedichte aus dem 19. Jahrhundert.

Gemeinsame Werte wie Freiheit, Demokratie und Gleichheit aber auch besondere gemeinsame Erlebnisse sowie ein lebendiger Austausch zwischen Menschen in Deutschland und den USA stärken die transatlantische Freundschaft. Städtepartnerschaftspfleger*innen auf beiden Seiten des Atlantiks tragen so mit ihrem Einsatz aktiv zu gegenseitigem Verständnis und einem friedlichen Miteinander bei. Darum wird die Atlantische Akademie auch in den kommenden Jahren deutsch-amerikanische Städtepartnerschaften und damit die „größte Friedensbewegung der Welt“ unterstützen.